Saphona und Eranna

Von den frühen Prager Gedichten über Cornet, Neue Gedichte, Sonette und Elegien bis zum lyrischen Grabspruch

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Hildegarda

Saphona und Eranna

Beitrag von Hildegarda »

Hilfe!
Was bedeutet :uebergeben wie das Grab?"
e.u.
Beiträge: 320
Registriert: 5. Jun 2003, 10:29

Beitrag von e.u. »

Hallo,
man sollte zuerst den korrekten Titel nehmen: 'Sappho an Eranna', dem geht ein anderes kurzes Gedicht voraus 'Eranna an Sappho', d.h. wir haben es hier mit dem Antwortteil eines Dialogs zu tun. Sappho ist der Name der antiken Dichterin (mit in der Überlieferung manchmal sehr dunklen Versen), deren Werk und Kontext Rilke - wie man weiß - sehr beschäftigt haben.
Im ersten Gedicht wird Sappho von Eranno mit einer Speerwerferin verglichen, sie selbst sieht sich als Speer. Durch Sapphos Wurf sieht sie sich weit aus ihrer bisherigen alltäglichen häuslichen und familiären Umgebung gebracht. Sie ist durch diese Liebe in Gefahr gebracht und sieht sich im Zeichen der Göttin Aphrodite.
Im zweiten Gedicht: 'Sappho an Eranna' wird die Speer/Stabmetapher aufgenommen. Sappho sieht darin den Thyrsus-Stab (mit Weinlaub und Efeu umrankt) des Dionysos, des Gotts des Rauschs. Wieder kommen zwei "wie"-Vergleiche: Sappho will Eranna durchdringen mit ihrer Liebe, die das normale begrenzte Dasein (siehe 1.Gedicht) überwindet und (über das Absterben der alten Lebensform, Grab) zu einem neuen Dasein führt, das keine Begrenzung mehr kennt (an das Alles") und zu einer neuen Wahrnehmung der Welt (allen diesen Dingen) führt.
Das ist natürlich eine sehr provisorische Annäherung, aber vielleicht eine Art Erste Hilfe?
e.u.
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Anna B.
Beiträge: 312
Registriert: 13. Mai 2004, 20:26
Wohnort: Franken

Die Liebenden

Beitrag von Anna B. »

Hallo,

ein ähnliches Liebesverhältnis wie über Sappho und Eranna dichtet Rainer Maria Rilke später auch über Melitta und Erika - in "Die Liebenden" .

Liebe Grüße von Anna B. :lol:
Paula
Beiträge: 239
Registriert: 29. Feb 2004, 11:01

Beitrag von Paula »

Hallo Anna,

die Dialogform in "Die Liebenden" hat aber schon etwas ganz Spezielles... Rilke schreibt eher dialogisch zwischen Melitta und Erika und vergißt darüber ganz den lyrischen Bezug des Dichters selbst - wie er allgemein üblich ist...
Wie seht Ihr anderen das ?

Liebe Grüße von Paula :lol:
Barbara
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Registriert: 30. Dez 2003, 17:54
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Beitrag von Barbara »

Hallo,

am Schluss des Gedichts "Die Liebenden" geht R. M. Rilke auf diese dialogische Form ein:
"...Kaum wie zu dem Zweiten, wie zum Dritten,
zu dem Liebes-Gott, der kühlt und bannt,
hob sich Deine Stimme zu Melitten,
wie ein Bogen angespannt...."
Nachzulesen ist das Gedicht unter:

http://www.rilke.de/gedichte/liebende.htm

Barbara :lol:
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