Suche Hinweise/Interpr. von div. (Ding-)Gedichten fürs Abi

Von den frühen Prager Gedichten über Cornet, Neue Gedichte, Sonette und Elegien bis zum lyrischen Grabspruch

Moderatoren: Thilo, stilz

Nicole

Suche Hinweise/Interpr. von div. (Ding-)Gedichten fürs Abi

Beitrag von Nicole »

Hallo Leute!
Ich mache bald mein Abi und will mich mit zahlreichen Gedichten von Rilke beschäftigen. Sie üben eine starke Faszination auf mich aus, und ich glaube auch einiges herausinterpretieren zu können, aber etwas Gedankenanstoss und Absicherung würde trotzdem nicht schaden. Leider habe ich auf'm Internet nur wenig gefunden und im Buchhandel konnten sie mir auch nur wenig weiterhelfen. Wisst ihr, wo man Analysehilfen findet?
Der Schwan
Die Schwarze Katze
Der Blinde
Volksweise
Der Magier
Klage
Der Fremde
Der Apfelgarten
Ich weiss, ist viel , aber bin für jeden Tipp dankbar!
Alles Liebe, Nicky
Paula
Beiträge: 239
Registriert: 29. Feb 2004, 11:01

Beitrag von Paula »

Hallo Nicky,

vielleicht hilft es, erst einmal übersichtsweise sich mit R.M. Rilke als Dichter zu beschäftigen und mit seinem Verständnis von Kunst.

Mir hat da sehr sein "Rodin"-Aufsatz geholfen - vor allem bei den Ding-Gedichten. Gerade lese ich von Renate Breuninger: Wirklichkeit in der Dichtung Rilkes, Frankfurt a.M., 1991. Sehr interessant , gerade wenn man sich mal einen Überblick verschaffen will .

Hoffentlich hilft das weiter ? Ansonsten schreib doch einfach mal, welches der genannten Gedichte wir hier - zunächst - interpretieren sollten ...

Liebe Grüße von Paula :lol:

ps.: natürlich finde ich es auch schön, einfach so Rilkes Gedichte zu lesen und darüber sich auszutauschen - ohne viel Theorie ...
Nicole

Beitrag von Nicole »

Vielen, vielen Dank, Du hast mir sehr weitergeholfen! Ich bin froh um jeden Tipp. ;) Ich werde mal gucken, ob ich das Buch in der Bücherei finde. Ansonsten schau ich mal, dass ich alles selbst bewältige, sonst guck ich wieder vorbei. *muahahaha*
Viele Grüsse, Nicky
Nils

Beitrag von Nils »

Hallo,

.... schade, dabei hätte ich so gerne die "Schwarze Katze" interpretiert oder mich darüber mit Euch hier im Forum ausgetauscht . Schade, schade :cry: !

:idea: Vielleicht hat ja doch noch jemand Lust eins von diesen Gedichten hier zu interpretieren, sich darüber auszutauschen...?!

Ich würde mich riesig freuen darüber :!:

Nils :lol:
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo,

hatte R.M. Rilke eigentlich Angst vor Katzen ? In seinem Gedicht "Schwarze Katze" hört es sich fast danach an - oder ?

M.
Nicole

Beitrag von Nicole »

So, bin wieder da... Versuche immer noch verzweifelt, mich in manchen Gedichten von R.M.Rilke zurechtzufinden, vor allem sein "Fortgehn" (habe auch eine dazugehoerige Interpretaion in einer Reclam Ausgabe studiert) macht mir noch zu schaffen *Hilfeeee*.
Die "Schwarze Katze" dagegen fand ich sehr interessant, ich glaube, es geht um den Blick ins eigene Innere. In meinen Augen spiegelt die Katze das (ev. duestere) Innenleben eines Menschen, das hier tobend zum Ausdruck kommt. Allerdings werde ich das Gefuehl nicht los, dass es sich dabei um einen Blick ins eigene Innere unter Halluzinationen oder meditativen Umstaenden handelt, da die emotionale Welt der Person auf den Kopf gestellt ist... Vom wirren Blick, der erst am elektrisierenden Fell der Katze (also im eigenen Innern, In-sich-gehen) haengen bleibt bis zum "Toben" und dem still gelegten Blick erst in dem Augenblick, in dem sich das lyrische Ich selbst in den Bernsteinaugen des Tieres erblickt, deutet fuer mich alles auf ein aufbrausendes Emotionales hin, vielleicht sogar unter dem Einfluss von Drogen... Vielleicht ist das nur mein falscher Eindruck, wer weiss, vielleicht bin ich interpretationsmaessig ja voellig falsch an dieses Gedicht herangetreten... :lol: Wenn ich also daneben liege, seid mir nicht boese.
Barbara
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Beitrag von Barbara »

Hallo - besonders an alle , die das Gedicht noch nicht kennen oder gerne noch einmal lesen möchten,

R.M. Rilke: Fortgehn

Plötzliches Fortgehn; Draußensein im Grauen
mit Augen, eingeschmolzen, heiß und weich,
und nun in das was ist hinauszuschauen - :

O nein, das alles ist ja ein Vergleich.

Der Strom ist so, damit er dich bedeute,
und diese Stadt stand auf weil du erschienst;
die Brücken gehn mit Anstand der dich freute
gelassen her und hin in deinem Dienst.

Und weil das alles ausgedacht ist nur:
dich zu bedeuten - : ist es wie die Erde;
die Gärten stehn in dunkelnder Gebärde,
die Fernen sind voll deutsamer Figur -.

Und doch trotzdem, nun kommt es trotzdem wieder:
der Schmerz, der Schmerz des ersten Augenblicks.
Noch war es da - : auf einmal ging es nieder
oder flog auf oder war aus wie Lieder - :
das war so voll unsäglichen Geschicks -.

Wie wenn...
(bin ichs zu sagen denn imstande?)
Sieh: diese Augen lagen da: Gewande,
ein Angesicht, ein Glanz ging in sie ein
als wären sie --- ja was ? --:
der no Grande
in seiner großen Zeit und vor dem Brande -
------------------
und plötzlich hört Venedig auf zu sein.

aus: Die Gedichte 1906 bis 1910 (Paris, Juni 1906)

Dieses Gedicht gehört zu dem Gedichtkreis für Madeleine Broglie.
Sicher können wir es bald auch in der Rubrik "Gedichte" bei rilke.de finden ?!

Viele Grüße von Barbara :)
Nils

Beitrag von Nils »

Hallo,

also: Venedig :) !

So schwierig finde ich das Gedicht gar nicht - es spricht von Gewordenem und Vergehen und Neu / Anders wieder enstehen ... Oder sehe ich das falsch ?

Interessieren würden mich auch die anderen Gedichte dieses Gedichtkreises für Madeleine Broglie .

Viele Grüße von Nils :)
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Anna B.
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Schwarze Katze

Beitrag von Anna B. »

Hallo,

jetzt muss ich doch noch mal was zur "Schwarzen Katze" sagen , nachdem mir bei Nicoles Interpretation fast die Hutschnur hochgegangen ist . Sorry !

Aber die "Schwarze Katze" ist - genauso wie "Der Panther" und "Der Schwan" beispielsweise ein DING(-gedicht). Aus der vielleicht noch relativ menschenfreundlichen Hauskatze wird ein DING . Wer Katzen kennt , weiss wie individualistisch und eigensinnig, ja wie selbstbewusst sie sind - auch gegenüber den Menschen. Sie sehen ihre Umgebung als ihr Revier und begegnen den Menschen wie sie - die Katzen - es wollen. Das stellt Rilke in diesem Gedicht dar - er schildert die Katze wie sie dem Menschen begegnet bzw wie der beobachtende Mensch die Katze wahrnimmt , unnahbar vielleicht. Zumindest verstehe ich das Gedicht so. Da ist nichts mit Esoterik, Drogen oder Ähnlichem...

Über Rilkes Verhältnis zu Katzen berichtet Maurice Betz übrigens folgendes: "er behauptete, sich niemals ganz davon überzeugen zu können, daß sie (die Katzen) wirklich existieren. Er bewunderte die Art , in der sie in unserer Welt wie vom Himmel gefallen erscheinen, um (...) dann mit einem Satz wieder zu entwischen, als ob wir nur in unserer Einbildung vorhanden wären, ein Schatten, den ihre Pupille überhaupt nicht wahrnahm."(aus Gesprächen in Paris 1924).

Mich würde interessieren, was andere Forumsmitglieder dazu meinen ?!

Liebe Grüße von Anna :lol:
e.u.
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Beitrag von e.u. »

Hallo,
keine neue Interpretation, nur eine Anmerkung zu Maurice Betz. Ja, ich glaube, der junge Mann (er war damals 27 und hat gerade an der Malte-Übersetzung gearbeitet) hat die Gedanken von Rilke gut wiedergegeben (und nicht in irgendeine interpretatiorische Richtung umgebogen).
Vielleicht ist es wirklich so, dass Rilke gedacht hat, dass jedes Lebewesen mit seinen eigenen Sinnesorganen seine Umwelt aufbaut. Was nicht wichtig ist, kommt dann in dieser Welt nicht vor. Und es könnte sein, dass der Mensch in der Welt der Katzen nur eine sehr nebensächliche Rolle spielt und der Mensch sich nur einbildet, die Katzen würden ihn in ihrer Welt genauso (wichtig) nehmen wie er sie in seiner Welt.
So eine Überlegung wäre Rilke nach 1903 schon zuzutrauen. Das wäre dann der Kontrast zur 'Hundewelt' , in der der Mensch als Leittier des Rudels eine ganz andere Bedeutung hat.
Es geht also wohl weniger um die reale Existenz, sondern um die Wahrnehmung von Welt.
Ja, da wäre dann auch Balthus 'Mitsou' mit Rilkes hübschem Vorwort noch nachzulesen.
Oder auch C.Baudelaires 'Les chats'.
Vielleicht ein andermal?
e.u.
Barbara
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Beitrag von Barbara »

Hallo,

es gibt übrigens auch ein Gedicht von R.M.Rilke: "Der Hund"

http://www.rilke.de/gedichte/der_hund.htm

Dazu R.M. Rilke 1924 gegenüber Maurice Betz:

"Weder Mensch noch Tier", habe der Hund "jene aufmerksame Tiefe des Instinkts verloren, die wir im Blick des freien Tieres entdecken."

Viele Grüße von Barbara :)
gliwi
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Beitrag von gliwi »

Hallo Anna B.,
ich stimme dir zu, dass es sich hier um ein Dinggedicht handelt, und zwar, mit Verlaub, nicht gerade um sein bestes. Dieser Einstieg um sechs Ecken herum mit dem Gespenst - da können Anfängerinnen schon mal in die irre geführt werden. Und das "benehmende" Gepolster ist auch kein Geniestreich.
Also sei nachsichtig! Die meisten Dinggedichte sind wesentlich klarer, eindeutiger und unmißverständlicher als dieses hier (was unsere jungen AdeptInnen nicht hindert, eine Menge an symbolischen Bezügen "hineinzulesen"). :roll:
Über einen möglichen Einfluss von Drogen haben wir hier schon mal diskutiert, es wusste aber niemand Genaueres. Ich habe vermutet, dass bei Rilke, den ich für einen ausgesprochen apollinischen Dichter halte, nichts unter Drogeneinfluss entstanden ist.
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Anna B.
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Beitrag von Anna B. »

Hallo gliwi, hallo Alle,

Du hast ja recht und hätte ich genauer gelesen, dort steht ja: Suche Gedichte... fürs Abi ... Sorry, Nicole !

Ich wollte nur mal wieder meinen Frust loswerden . Dieses Unverständnis für Ding-Gedichte - es ist ja nicht nur bei Nicole so , sondern kommt - auch hier im Forum - öfter vor, zeigt doch auch - unabhängig von der Kunstform des Ding-Gedichts - , dass Mensch sich gern in Mittelpunkt stellt und seine Umwelt als Eigenständiges gar nicht mehr wahrnimmt . Also wird auch sofort so interpretiert Tier kann nur Mensch bedeuten :( . Und dann kommt auch noch so was Verkorkstes dabei raus :? ! Mit Rilkes Weltinnenraum hat das nicht mehr viel zu tun . Ich beobachte das immer wieder : Mensch als Ego ! Schade, schade... Nur deshalb habe ich - vielleicht etwas übertrieben - reagiert .

Sorry an alle und ich freue mich auf Beiträge und werde versuchen, in Zukunft wieder etwas höflicher zu sein !

Anna :lol:
amado
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Re: Suche Hinweise/Interpr. von div. (Ding-)Gedichten fürs A

Beitrag von amado »

Hallo Nicole,

könntest Du mir vielleicht helfen_ Ich schreibe einen Arbeit über Rilke und brauche die verschiedenste information. Es ist kompliziert etwas vernünftiges im Internet zu finden. Jede Information würde mir helfen. Ich soll erstmal alles mögliche lesen, in meinem Kopf verarbeiten un dann mit meinen eigenen Gedanken einen Arbeit schreiben. Vielleicht könntest Du bitte mir einige Interpretationen zusenden? Qualität spielt keine wichtige Rolle ;-) Danke Dir...

(ich heisse Gintaras. Bin litauer und studiere Germanistik im 4 Studienjahr)

Gruss
Gintaras
gliwi
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Beitrag von gliwi »

Hallo Gintaras,
Willkommen im Forum!
Es ist kaum anzunehmen, dass Nicole nach ihrem Abitur hier noch mal reinschaut. Hast du denn schon alles durchgesehen in diesem Forum? Da ist doch schon so viel an Anregung und Hinweisen drin. Brabara z.B. hat schon viele Links und Literaturhinweise gegeben, e. u. desgleichen ,andere auch - wenn du dem allem mal nachgehst, kommst du auf jeden Fall weiter, (Aber bestimmt nicht mit einer selbst hilflosen Abiturientin, die hier irgendwann einmal etwas gefragt hat.)
Gruß
gliwi
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