"... Aber, lieber Herr!
Essen Sie ruhig Ihr Rebhuhn.
Sehen Sie, ich habe so Stunden,
Da möcht´ ich
Die Wolken rupfen,
Mit nachtschwarzen Pappelwipfeln
Dem Mond einen Schnurrbart malen
Und Sterne haben
Im Portemonnaie..."
Renè Marie Rilke
Erfahren wir wohl auch, was zuvor geschah von dem jungen Renè ?
Anna
"anna blume... man kann dich auch von hinten lesen... du bist von hinten wie von vorne: "a-n-n-a." (kurt schwitters)
...und gerade mir gegenüber
saß er und hielt
einen goldbraunen Rebhuhnflügel
in der protzigen, sommersprossigen
breiten Philisterpfote.
Seine winzigen Augen
grinsten hinter dicken Lidfalten:
Wonne.
So blinzeln Kanonenrohrmündungen
über Festungswälle. ―
Was war das ein Rebhuhn!
Laut schnalzt er.
Dann brandet eine Welle Rheinwein
an den gelben, schiefen Zähnen,
wälzt sich wie wütend im Wirbel
her und hin in des Munds
geräumiger Höhle,
und stürzt dann zur Tiefe.
Und er gluckste und gurrte,
steckte den Zahnstocher
zwischen die triefenden Lippen,
machte zwei Knöpfe der Weste sich auf
und fauchte:
"Aber was wollen sie immer?
Mein Gott, Essen und Trinken
fehlt ihnen nicht und ein Heim.
Bitt' sie, die Zeiten sind übel.
Was wollen sie denn mehr,
wenn man gesund ist..."
[Zeitschrift «Jugend», Jahrg. II, Ausg. 10, 6. März 1897]
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«