Rilke und Hölderlin
Rilke und Hölderlin
Hallo,
Volker, du hast irgendwo Hölderlin erwähnt, und da die Latte der Beiträge ohnehin schon so lang ist, dachte ich, dass das ein neues Thema wert ist.
Rilke war ja seit ca. 1910 durch seinen Kontakt zu dem Hölderlin-Forscher N. von Hellingrath sehr angetan von Hölderlin. Angeblich ist der in der 10. Elegie beschriebene Wanderer durch "die Berge des Ur-Leids" auch mit Hellingrath, der 1916 in der Schlacht von Verdun fiel, gleich zu setzen. Im Nachwort des Insel-Taschenbuchs "Hölderlin" (2001) steht eine interessante Charakterisierung Hölderlins, die man fast wörtlich auf Rilke übertragen könnte. Auf jeden Fall wird die innere Verwandtschaft der beiden Dichter dadurch deutlich:
"Nicht zu Unrecht hat man Hölderlin den "Dichter des Dichters" und der Dichtung genannt. Oft bedenkt er in seinen Versen das dem Dichter auferlegte Los. Es erscheint als tragisch, weil es ihn allem menschlischen Normalglück entfremdet. (...) Der "Gesang" wird dem Dichter selbst zum "Asyl", zum einzigen Glück, da ihm das Lebensglück versagt bleibt"
Viele Grüße M.
Volker, du hast irgendwo Hölderlin erwähnt, und da die Latte der Beiträge ohnehin schon so lang ist, dachte ich, dass das ein neues Thema wert ist.
Rilke war ja seit ca. 1910 durch seinen Kontakt zu dem Hölderlin-Forscher N. von Hellingrath sehr angetan von Hölderlin. Angeblich ist der in der 10. Elegie beschriebene Wanderer durch "die Berge des Ur-Leids" auch mit Hellingrath, der 1916 in der Schlacht von Verdun fiel, gleich zu setzen. Im Nachwort des Insel-Taschenbuchs "Hölderlin" (2001) steht eine interessante Charakterisierung Hölderlins, die man fast wörtlich auf Rilke übertragen könnte. Auf jeden Fall wird die innere Verwandtschaft der beiden Dichter dadurch deutlich:
"Nicht zu Unrecht hat man Hölderlin den "Dichter des Dichters" und der Dichtung genannt. Oft bedenkt er in seinen Versen das dem Dichter auferlegte Los. Es erscheint als tragisch, weil es ihn allem menschlischen Normalglück entfremdet. (...) Der "Gesang" wird dem Dichter selbst zum "Asyl", zum einzigen Glück, da ihm das Lebensglück versagt bleibt"
Viele Grüße M.
Hallo,
es gibt einen interessanten kleinen Aufsatz von Manfred Koch: Rilke und Hölderlin - Hermeneutik des Leids
In: Blätter der Rilke Gesellschaft Heft 22 (1999) S.91-102.
und natürlich auch das Gedicht (September 1914) Rilkes:
An Hölderlin
Verweilung, auch am Vertrautesten nicht,
ist uns gegeben; ....
Den Bezug zu Hellingrath hat ausführlich auch die Kommentierte Ausgabe Bd.2, S.523-526 zusammmengestellt.
es gibt einen interessanten kleinen Aufsatz von Manfred Koch: Rilke und Hölderlin - Hermeneutik des Leids
In: Blätter der Rilke Gesellschaft Heft 22 (1999) S.91-102.
und natürlich auch das Gedicht (September 1914) Rilkes:
An Hölderlin
Verweilung, auch am Vertrautesten nicht,
ist uns gegeben; ....
Den Bezug zu Hellingrath hat ausführlich auch die Kommentierte Ausgabe Bd.2, S.523-526 zusammmengestellt.
Hallo,
danke für den Hinweis. Ich konnte von Heft 22 (1999) leider nur die Inhaltsangabe über Google ergattern. Auch der Beitrag über die Vollendung der Elegien würde mich sehr interessieren. Sind die Hefte abonnierbar (wenn ja, dann vielleicht mit e-mail Adresse), oder einzeln über den Buchhandel zu beziehen? Wenn ich noch etwas suche, finde ich es wahrscheinlich selbst, aber das dauert bei mir immer endlos!
Die kommentierte Ausgabe steht auf meiner Wunschliste auch ganz oben, ist mir im Moment aber zu schw....-teuer. Wenn ein Abschnitt daraus über Rilke und Hölderlin besonders interessant ist, könntest du ihn ja vielleicht ins Forum stellen, wenn du irgendwann Lust und Zeit hast?!?
Viele Grüße M.
danke für den Hinweis. Ich konnte von Heft 22 (1999) leider nur die Inhaltsangabe über Google ergattern. Auch der Beitrag über die Vollendung der Elegien würde mich sehr interessieren. Sind die Hefte abonnierbar (wenn ja, dann vielleicht mit e-mail Adresse), oder einzeln über den Buchhandel zu beziehen? Wenn ich noch etwas suche, finde ich es wahrscheinlich selbst, aber das dauert bei mir immer endlos!
Die kommentierte Ausgabe steht auf meiner Wunschliste auch ganz oben, ist mir im Moment aber zu schw....-teuer. Wenn ein Abschnitt daraus über Rilke und Hölderlin besonders interessant ist, könntest du ihn ja vielleicht ins Forum stellen, wenn du irgendwann Lust und Zeit hast?!?
Viele Grüße M.
Heft 22 der Rilke-Blätter ist leider nicht mehr im Buchhandel, aber vielleicht noch beim Redakteur erhältlich. Bitte einfach die Homepage der Rilke-Gesellschaft besuchen, dort findet man schon weiter.
Ich könnte natürlich eine Kopie des Hölderlin-Aufsatzes und aus dem Kommentar der Ausgabe schicken. Aber wohin?
Ich könnte natürlich eine Kopie des Hölderlin-Aufsatzes und aus dem Kommentar der Ausgabe schicken. Aber wohin?
An Hölderlin
Hallo:
Danke.
Ich hab das Gedicht nicht in meiner Rilke-Ausgabe. Bei rilke.de ist es auch nicht zu finden. Wäre es möglich, es hier zu posten?und natürlich auch das Gedicht (September 1914) Rilkes:
An Hölderlin
Verweilung, auch am Vertrautesten nicht,
ist uns gegeben; ....
Danke.
Ich hab' auch Verstand.©
gez. Volker™
gez. Volker™
Lieber Gast,
ich möchte meine Adresse nicht unbedingt ins Forum setzen und schließe mich deswegen Volkers Vorschlag an. Vielleicht hast du die Möglichkeit, den PC für dich die Arbeit machen zu lassen - abtippen wäre wohl wirklich etwas zu viel verlangt!
Vielen Dank aber auf jeden Fall für die Antwort.
Viele Grüße
ich möchte meine Adresse nicht unbedingt ins Forum setzen und schließe mich deswegen Volkers Vorschlag an. Vielleicht hast du die Möglichkeit, den PC für dich die Arbeit machen zu lassen - abtippen wäre wohl wirklich etwas zu viel verlangt!
Vielen Dank aber auf jeden Fall für die Antwort.
Viele Grüße
An Hölderlin
Verweilung, auch am Vertrautesten nicht,
ist uns gegeben; aus den erfüllten
Bildern stürzt der Geist zu plötzlich zu füllenden; Seen
sind erst im Ewigen. Hier ist Fallen
das Tüchtigste. Aus dem gekonnten Gefühl
überfallen hinab ins geahndete, weiter.
Dir, du Herrlicher, war, dir war, du Beschwörer, ein ganzes
Leben das dringende Bild, wenn du es aussprachst,
die Zeile schloß sich wie Schicksal, ein Tod war
selbst in der lindesten, und du betratest ihn; aber
der vorgehende Gott führte dich drüben hervor.
O du wandelnder Geist, du wandelndster! Wie sie doch alle
wohnen im warmen Gedicht, häuslich, und lang
bleiben im schmalen Vergleich. Teilnehmende. Du nur
ziehst wie der Mond. Und unten hellt und verdunkelt
deine nächtliche sich, die heilig erschrockene Landschaft,
die du in Abschieden fühlst. Keiner
gab sie erhabener hin, gab sie ans Ganze
heiler zurück, unbedürftiger. So auch
spieltest du heilig durch nicht mehr gerechnete Jahre
mit dem unendlichen Glück, als wär es nicht innen,
läge keinem gehörend im sanften
Rasen der Erde umher, von göttlichen Kindern verlassen.
Ach, was die Höchsten begehren, du legtest es wunschlos
Baustein auf Baustein: es stand. Doch selber sein Umsturz
irrte dich nicht.
Was, da ein solcher, Ewiger, war, mißtraun wir
immer dem Irdischen noch? Statt am Vorläufigen ernst
die Gefühle zu lernen für welche
Neigung, künftig im Raum?
Verweilung, auch am Vertrautesten nicht,
ist uns gegeben; aus den erfüllten
Bildern stürzt der Geist zu plötzlich zu füllenden; Seen
sind erst im Ewigen. Hier ist Fallen
das Tüchtigste. Aus dem gekonnten Gefühl
überfallen hinab ins geahndete, weiter.
Dir, du Herrlicher, war, dir war, du Beschwörer, ein ganzes
Leben das dringende Bild, wenn du es aussprachst,
die Zeile schloß sich wie Schicksal, ein Tod war
selbst in der lindesten, und du betratest ihn; aber
der vorgehende Gott führte dich drüben hervor.
O du wandelnder Geist, du wandelndster! Wie sie doch alle
wohnen im warmen Gedicht, häuslich, und lang
bleiben im schmalen Vergleich. Teilnehmende. Du nur
ziehst wie der Mond. Und unten hellt und verdunkelt
deine nächtliche sich, die heilig erschrockene Landschaft,
die du in Abschieden fühlst. Keiner
gab sie erhabener hin, gab sie ans Ganze
heiler zurück, unbedürftiger. So auch
spieltest du heilig durch nicht mehr gerechnete Jahre
mit dem unendlichen Glück, als wär es nicht innen,
läge keinem gehörend im sanften
Rasen der Erde umher, von göttlichen Kindern verlassen.
Ach, was die Höchsten begehren, du legtest es wunschlos
Baustein auf Baustein: es stand. Doch selber sein Umsturz
irrte dich nicht.
Was, da ein solcher, Ewiger, war, mißtraun wir
immer dem Irdischen noch? Statt am Vorläufigen ernst
die Gefühle zu lernen für welche
Neigung, künftig im Raum?
An Hölderlin
Hallo, unbekannter Gast!
Vielen Dank für das Gedicht "An Hölderlin" von Rilke.
Ich habe einen kleinen Reclam Band mit Gedichten an Hölderlin von modernen Dichtern (Rilke ist nicht dabei). Sind zum Teil auch recht schön, aber keins so einfühlsam wie das von Rilke.
Danke!
Vielen Dank für das Gedicht "An Hölderlin" von Rilke.
Ich habe einen kleinen Reclam Band mit Gedichten an Hölderlin von modernen Dichtern (Rilke ist nicht dabei). Sind zum Teil auch recht schön, aber keins so einfühlsam wie das von Rilke.
Danke!
Ich hab' auch Verstand.©
gez. Volker™
gez. Volker™