Hallo,
ich suche nach einem Zitat Rilkes, anscheinend aus einem seiner Briefe:
"Die starke innerlich bebende Brücke des Mittlers hat nur Sinn, wo der Abgrund zugegeben wird zwischen Gott und uns –, aber eben dieser Abgrund ist voll vom Dunkel Gottes"
Weiss zufällig jemand von wann und an wen dieser Brief ist und wo ich ihn finden kann ?
Paul
das Dunkel Gottes
das Dunkel Gottes
"... Knaben, o werft den Mut/ nicht in die Schnelligkeit,/ nicht in den Flugversuch./ Alles ist ausgeruht:/ Dunkel und Helligkeit,/ Blume und Buch." (R.M. Rilke)
Re: das Dunkel Gottes
Lieber Paul,
spontan würde ich sagen, es wird wohl ein Brief an Lou Andreas-Salomé sein, im Zusammenhang mit ihrem Aufsatz "Jesus der Jude" vielleicht... aber ich weiß es leider nicht wirklich.
Auf der Seite http://www.philos-website.de/index_g.ht ... .htm~main2 hab ich es dann gefunden:
Nicht die Sündhaftigkeit und der Irrtum im Irdischen, im Gegenteil, seine reine Natur wird zum wesentlichen Bewusstsein, die Sünde ist gewiss der wunderbarste Umweg zu Gott — aber warum sollten die auf Wanderschaft gehen, die ihn nie verlassen haben? Die starke innerlich bebende Brücke des Mittlers hat nur Sinn, wo der Abgrund zugegeben wird zwischen Gott und uns — aber eben dieser Abgrund ist voll vom Dunkel Gottes, und wo ihn einer erfährt, so steige er hinab und heule drin (das ist nötiger, als ihn überschreiten). Erst zu dem, dem auch der Abgrund ein Wohnort war, kehren die vorausgeschickten Himmel um, und alles tief und innig Hiesige, das die Kirche ans Jenseits veruntreut hat, kommt zurück; alle Engel entschließen sich, lobsingend zur Erde.
mit der Angabe:
S. 68f. Aus: Jakob Studer, Für alle Tage, Ein christliches Lesebuch, Fretz & Wasmuth Verlag AG. Zürich
Lieben Gruß!
stilz
spontan würde ich sagen, es wird wohl ein Brief an Lou Andreas-Salomé sein, im Zusammenhang mit ihrem Aufsatz "Jesus der Jude" vielleicht... aber ich weiß es leider nicht wirklich.
Auf der Seite http://www.philos-website.de/index_g.ht ... .htm~main2 hab ich es dann gefunden:
Nicht die Sündhaftigkeit und der Irrtum im Irdischen, im Gegenteil, seine reine Natur wird zum wesentlichen Bewusstsein, die Sünde ist gewiss der wunderbarste Umweg zu Gott — aber warum sollten die auf Wanderschaft gehen, die ihn nie verlassen haben? Die starke innerlich bebende Brücke des Mittlers hat nur Sinn, wo der Abgrund zugegeben wird zwischen Gott und uns — aber eben dieser Abgrund ist voll vom Dunkel Gottes, und wo ihn einer erfährt, so steige er hinab und heule drin (das ist nötiger, als ihn überschreiten). Erst zu dem, dem auch der Abgrund ein Wohnort war, kehren die vorausgeschickten Himmel um, und alles tief und innig Hiesige, das die Kirche ans Jenseits veruntreut hat, kommt zurück; alle Engel entschließen sich, lobsingend zur Erde.
mit der Angabe:
S. 68f. Aus: Jakob Studer, Für alle Tage, Ein christliches Lesebuch, Fretz & Wasmuth Verlag AG. Zürich
Lieben Gruß!
stilz
"Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker." (Erika Mitterer)
- lilaloufan
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Re: das Dunkel Gottes
Lieber Paul,
das von stilz gefundene Zitat schließt an an das, was ich in Posting_#6940 zitiert habe aus dem Brief an die sehr junge Frau Ilse Jahr, 22. Februar 1923.
Das ist genau heut' vor 85 Jahren.
Dort erwähnt Rilke, das «Dunkel Gottes» sei ihm von Russland geschenkt worden. Ich zitier' das mal im Zusammenhang: "Ich fing mit den Dingen an, die die eigentlichen Vertrauten meiner einsamen Kindheit gewesen sind, und es war schon viel, dass ich es, ohne fremde Hilfe, bis zu den Tieren gebracht habe … Dann aber tat sich mir Russland auf und schenkte mir die Brüderlichkeit und das Dunkel Gottes, in dem allein Gemeinschaft ist. So nannte ich ihn damals auch, den über mich hereingebrochenen Gott, und lebte lange im Vorraum seines Namens, auf den Knieen … Jetzt würdest Du mich ihn kaum je nennen hören, es ist eine unbeschreibliche Diskretion zwischen uns, und wo einmal Nähe war und Durchdringung, da spannen sich neue Fernen, so wie im Atom, das die neue Wissenschaft auch als ein Weltall im Kleinen begreift. Das Fassliche entgeht, verwandelt sich, statt des Besitzes erlernt man den Bezug, und es entsteht eine Namenlosigkeit, die wieder bei Gott beginnen muss, um vollkommen und ohne Ausrede zu sein. Das Gefühlserlebnis tritt zurück hinter einer unendlichen Lust zu allem Fühlbaren …, die Eigenschaften werden Gott, dem nicht mehr Sagbaren, abgenommen, fallen zurück an die Schöpfung, an Liebe und Tod …;"
Darauf folgt die oben erwähnte Passage, dann drei Sätze weiter die von stilz zitierte Stelle, nach deren Quelle Du fragtest.
Grüßle,
lilaloufan
das von stilz gefundene Zitat schließt an an das, was ich in Posting_#6940 zitiert habe aus dem Brief an die sehr junge Frau Ilse Jahr, 22. Februar 1923.
Das ist genau heut' vor 85 Jahren.
Dort erwähnt Rilke, das «Dunkel Gottes» sei ihm von Russland geschenkt worden. Ich zitier' das mal im Zusammenhang: "Ich fing mit den Dingen an, die die eigentlichen Vertrauten meiner einsamen Kindheit gewesen sind, und es war schon viel, dass ich es, ohne fremde Hilfe, bis zu den Tieren gebracht habe … Dann aber tat sich mir Russland auf und schenkte mir die Brüderlichkeit und das Dunkel Gottes, in dem allein Gemeinschaft ist. So nannte ich ihn damals auch, den über mich hereingebrochenen Gott, und lebte lange im Vorraum seines Namens, auf den Knieen … Jetzt würdest Du mich ihn kaum je nennen hören, es ist eine unbeschreibliche Diskretion zwischen uns, und wo einmal Nähe war und Durchdringung, da spannen sich neue Fernen, so wie im Atom, das die neue Wissenschaft auch als ein Weltall im Kleinen begreift. Das Fassliche entgeht, verwandelt sich, statt des Besitzes erlernt man den Bezug, und es entsteht eine Namenlosigkeit, die wieder bei Gott beginnen muss, um vollkommen und ohne Ausrede zu sein. Das Gefühlserlebnis tritt zurück hinter einer unendlichen Lust zu allem Fühlbaren …, die Eigenschaften werden Gott, dem nicht mehr Sagbaren, abgenommen, fallen zurück an die Schöpfung, an Liebe und Tod …;"
Darauf folgt die oben erwähnte Passage, dann drei Sätze weiter die von stilz zitierte Stelle, nach deren Quelle Du fragtest.
Grüßle,
lilaloufan
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«