Hallo ihr Lieben
Zwei Fragen beschäftigen mich zur Zeit:
1. Wieso hat Rilke bei der Titulierung von Gedichten mit zwei Wörtern, diese mit einem Bindestrich getrennt? Damit sie auch zweideutig sind? (Liebes-Lied, Rosen-Innere usw.)
2. Wofür steht das Symbol der Rose im Gedicht "Das Rosen-Innere"? Für die Vergänglichkeit? Ich hatte noch den Gedanken, weil er die Zartheit anspricht, vielleicht auch für Frauen, weil Blumen des öfteren eben deswegen (und selbstverständlich wegen ihrer Schönheit, zumindest bei den meisten *räusper*) mit Frauen asoziiert werden.....
Grüsse aus der Schweiz
Sarah
Das Rosen-Innere
Hallo Sarah,
also, zu erstens könnte ich nur mut-maßen
--- instinktiv würde ich meinen, daß Rilke damit auf den ur-sprünglichen Sinn der Wort-zusammensetzungen hin-weist... so kommen seine Binde-striche jeden-falls bei mir an...
Und zu zweitens:
Für mich ist die Rose bei Rilke ein "Symbol" (ich meine hier nicht bloßes Zeichen, sondern eher so etwas wie Beispiel) für verkörperten Weltinnenraum.
Im Sinne von http://rilke.de/gedichte/es_winkt_zu_fuehlung.htm
Durch alle Wesen reicht der eine Raum:
Weltinnenraum.
Und auch im Sinne von "verwandeltem Weltaußenraum"...
(Hast Du den thread über die "Rosenschale" hier gleich drunter gelesen?)
Ob mit solchen Gedanken in manchen Fällen auch Frauen (sogar solche, bei deren "Schönheit" sich mancher vielleicht "räuspern" mag
), oder gar Menschen im allgemeinen, assoziiert werden können/dürfen/wollen/sollen/sollten/irgendwann mal (endlich) werden... das will ich hier offen lassen.
Wenn, dann aber sicher nicht deshalb, weil Blumen des öfteren [weswegen auch immer]... mit Frauen assoziiert werden.
Ich glaube nicht, daß wir bei Rilke so leicht etwas finden werden, weil es des öfteren so gesagt wurde oder immer noch wird.
Und ich weiß überhaupt nicht, ob Du damit etwas anfangen kannst... aber ich schicke es jetzt einfach mal ab...
Liebe Grüße!
Ingrid
also, zu erstens könnte ich nur mut-maßen

Und zu zweitens:
Für mich ist die Rose bei Rilke ein "Symbol" (ich meine hier nicht bloßes Zeichen, sondern eher so etwas wie Beispiel) für verkörperten Weltinnenraum.
Im Sinne von http://rilke.de/gedichte/es_winkt_zu_fuehlung.htm
Durch alle Wesen reicht der eine Raum:
Weltinnenraum.
Und auch im Sinne von "verwandeltem Weltaußenraum"...
(Hast Du den thread über die "Rosenschale" hier gleich drunter gelesen?)
Ob mit solchen Gedanken in manchen Fällen auch Frauen (sogar solche, bei deren "Schönheit" sich mancher vielleicht "räuspern" mag

Wenn, dann aber sicher nicht deshalb, weil Blumen des öfteren [weswegen auch immer]... mit Frauen assoziiert werden.
Ich glaube nicht, daß wir bei Rilke so leicht etwas finden werden, weil es des öfteren so gesagt wurde oder immer noch wird.
Und ich weiß überhaupt nicht, ob Du damit etwas anfangen kannst... aber ich schicke es jetzt einfach mal ab...
Liebe Grüße!
Ingrid
"Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker." (Erika Mitterer)
Ich halte das nur für ein Unterscheidungsmittel, da, wo die Selbständigkeit der zusammengezogenen Wörter nicht untergehen soll. Jedenfalls ist der Kompositum-Bindestrich bei Rilke keine Besonderheit der Gedichttitel. Auch in seiner Korrespondenz, dem Alltagsgeschäft, schreibt er Komposita häufig auseinander, wenn die Teile gleichberechtigt und kenntlich bleiben sollen, so wie bei "Arbeits-Tage" oder "Gefühls-Erfahrung" oder gar "Schmerz-Gebirg", usw. Generalisieren kann man auch das nicht, bei lexikalisierten Wörtern schreibt auch Rilke "Arbeitgeberinnen" oder "Regennächte" oder "Porzellantasse", alles andere wäre ja auch affig. Beim "Stunden-Buch" oder "Stundenbuch" gibt es beide Schreibweisen. Würde man "Roseninneres" schreiben, klänge das komisch, man würde das Wort ganz anders ansehen, und das "Innere" würde verschwinden und verblassen, es muß sozusagen ein Äußeres haben, um ein Inneres zu sein.
Und was die Symbolik angeht – das ist ein weites Feld. Warum eigentlich "Symbol"? Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose; es gibt ja nur weniges, was Rilke so liebt wie Rosen, sicher kann das ein Inbegriff für alles mögliche sein, kann man alles mögliche damit assoziieren, daß sie kreatürlich und kunstvoll zugleich ist. Das macht Rilke in seinen Gedichten ja. Aber die Rose steht auch nicht nur "für" etwas anderes, die Liebe oder die Frau oder räusper räusper, etwas, worauf sie verweist, sondern, der Dichter versteht sie erst mal als sie selbst. Am Dichter fehlt's mir zwar, aber ich finde, es gibt gewisse "essentials" im Leben, ohne die man nicht leben will, wie etwa den Duft einer Rose. Und der genügt sich selbst.
Gruß h.
Und was die Symbolik angeht – das ist ein weites Feld. Warum eigentlich "Symbol"? Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose; es gibt ja nur weniges, was Rilke so liebt wie Rosen, sicher kann das ein Inbegriff für alles mögliche sein, kann man alles mögliche damit assoziieren, daß sie kreatürlich und kunstvoll zugleich ist. Das macht Rilke in seinen Gedichten ja. Aber die Rose steht auch nicht nur "für" etwas anderes, die Liebe oder die Frau oder räusper räusper, etwas, worauf sie verweist, sondern, der Dichter versteht sie erst mal als sie selbst. Am Dichter fehlt's mir zwar, aber ich finde, es gibt gewisse "essentials" im Leben, ohne die man nicht leben will, wie etwa den Duft einer Rose. Und der genügt sich selbst.
Gruß h.
Hallo,
mir fällt jetzt kaum ein Gedicht ein, wo die Rose als Metapher für Frau/Mädchen steht, eigentlich nur Goethes berühmtes "Sah ein Knab ein Röslein stehn..." Gerade in den modernen Gedichten bedeutet die Rose eher die Dichtkunst oder das Wort. Hilde Domin: "Nur eine Rose als Stütze...", Bachmann: "Schatten Rosen Schatten..."
Gruß
gliwi
mir fällt jetzt kaum ein Gedicht ein, wo die Rose als Metapher für Frau/Mädchen steht, eigentlich nur Goethes berühmtes "Sah ein Knab ein Röslein stehn..." Gerade in den modernen Gedichten bedeutet die Rose eher die Dichtkunst oder das Wort. Hilde Domin: "Nur eine Rose als Stütze...", Bachmann: "Schatten Rosen Schatten..."
Gruß
gliwi
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT