frage zu "ich fürchte mich so vor der menschen wort&qu

Von den frühen Prager Gedichten über Cornet, Neue Gedichte, Sonette und Elegien bis zum lyrischen Grabspruch

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doro
Beiträge: 3
Registriert: 24. Mär 2006, 15:36

frage zu "ich fürchte mich so vor der menschen wort&qu

Beitrag von doro »

hi ihrs!
werde bald ein referat zu diesem gedicht halten und es wär echt lieb wenn ihr dafür ein paar fragen beantworten könntet
was ist den mit alternierender Rythmus gemeint in diesem Gedicht?
Wo befinden sich die Dadtylen / Anapäste in dem Gedicht?
Und zu guter Letzt wo ist denn ein Parallelismus zu finden?
Würd mich sehr über Hilfe freuen!!
Danke euch!
Doro
gliwi
Beiträge: 941
Registriert: 11. Nov 2002, 23:33
Wohnort: Ba-Wü

Beitrag von gliwi »

Hallo Doro,
dufragst nach den verwendeten Versfüßen. Alternierend heißt ja Jambus oder Trochäus. Anapäst ist äußerst selten im deutschen Gedicht und kommt auch hier nicht vor. Die anderen drei kommen alle vor. Am besten schriebe ich mal alles in Silbenzeichen. x=betont, - = unbetont. Dann kannst du es ja selber bestimmen. Zur Erinnerung: -x = Jambus, x- = Trochäus, x-- = Daktylus. Da ich auf diesem Gerät keine senkrechten Striche kann, mache ich nach jedem Takt ein Ausrufezeichen.
Parallelismus findest du in Vers 3: zwei gleich gebaute Sätze.

-!x--!x--!x-!x (Die erste Silbe ist hier immer ein Auftakt)
-!x-!x--!x-!x
-!x--!x-!x--!x
-!x--!x--!x--!x

-!x--!x-!x--!x
-!x-!x--!x-!x
-!x-!x--!x-!x
-!x--!x-!x--!x

-!x--!x--!x--!x
-!x-!x-!x--!x
-!x-!x--!x-!x
-!x-!x--!x-!x

Auffällig: immer 4 Hebungen, Ende und damit Reim immer einsilbig.
Mein Hobby sind die Alliterationen: Hund/Haus, Spiel/Spott, Garten/Gut/Gott, warnen/wehren, starr/stumm
Auffällig auch in der letzten Strophe: viele Is.
Gruß
gliwi
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT
doro
Beiträge: 3
Registriert: 24. Mär 2006, 15:36

danke :)

Beitrag von doro »

hey vielen dank! damit kann ich mein referat dann halten gut halten ;)
danke danke danke :) :) :)
ganz liebe grüße
doro
stilz
Beiträge: 1226
Registriert: 26. Okt 2004, 10:25
Wohnort: Klosterneuburg

Beitrag von stilz »

Hallo gliwi,

ich hab eine Frage bezüglich der Verstakte: Du sagst, die ersten Silben sind hier jeweils Auftakte... und ich verstehe nicht so recht, woran man das festmachen kann.

Ich hätte es instinktiv eher als Jamben und Anapäste verstanden, auch weil dann keine Silben in den einzelnen Zeilen "übrigbleiben".

Allerdings kann ich jetzt aufgrund der Zusammengehörigkeit der einzelnen Silben zum Beispiel in der ersten Zeile Deiner Version (Trochäen und Daktylen, Jamben finde ich bei Dir eigentlich nicht) einiges abgewinnen:

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.

In der ersten Zeile der zweiten Strophe aber:

Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,

das verstehe ich auch jetzt noch lieber als Jamben und Anapäste, da kriege ich auch so schön einen Taktstrich auf den Beistrich...
und auch in der vorletzten Zeile hätte ich viel lieber, daß es Jamben und Anapäste sind:

Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.

Und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr kann ich mir vorstellen, daß gerade das mit "alternierender Rhythmus" gemeint sein könnte, es sind immer wieder ähnliche Verteilungen von Hebungen und Senkungen, aber man kann sie unterschiedlich zusammenfassen, sodaß es entweder etwas "Resigniertes" (Trochäen, und Daktylen) kriegt oder im Gegenteil etwas "Vorwärtsstürmendes" (Jamben, Anapäste) - - -

Diese Gedanken kommen mir, wie gesagt, ohne jedes "Expertenwissen", ich warne daher davor, sie in einem Referat zu verwenden... aber ich finde das jetzt sehr spannend:

Gibt es da eine Regel, die ich nicht kenne? Würde mich sehr interessieren, wann man eine Silbe als "Auftakt" sieht, und wann sie zum Takt dazugerechnet wird!

Liebe Grüße

stilz
gliwi
Beiträge: 941
Registriert: 11. Nov 2002, 23:33
Wohnort: Ba-Wü

Beitrag von gliwi »

hallo Stilz,
es gibt Beispiele dafür, dass sich hochgelehrte Experten uneinig sind über die Verteilung der Silben. Was ich daraus gelernt habe, in Abwandlung meines Mottos: habe Mut. deine eigenen Akzente zu setzen. Dein Beispiel ist völlig überzeugend. Ich habe mich für den Auftakt entschieden, weil er mir durchgehend schien. Aber so wie du den Vers aufteilst, geht das natürlich auch. Ich bin da beeinflusst von der Expertenmeinung, dass Anapäste im Deutschen kaum vorkommen. Also man kann so und so aufteilen, man muss es nur begründen können. Im Gegensatz zum Skat, wo das Skatgericht in Altenburg Zweifelsfälle entscheidet, gibt es kein "Versgericht". Die Dichter sagen ja auch nicht: Jetzt mache ich ein Gedicht mit so und so Versmaß, sie dichten eben, und danach feilen sie noch daran. Manchmal bringen sie noch nachträglich Unregelmäßigkeiten hinein. Das Ausfüllen des Versschemas ist sicher keine Inspirationsquelle, es ist ja nur für uns Interpretierende ein Hilfsmittel, um zu definieren, was an diesem Gedicht Besonderes ist.
Gruß
gliwi
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT
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