ich stecke mitten in einer Auseinandersetzung, die mich an meinen bisherigen Verständnis von (Rilke-)Gedichten verzweifeln lässt, und ich möchte gerne im Forum diese Frage stellen. Ich habe mich mit Bekannten und Rilke Liebhabern über das Verständnis von Gedichten unterhalten und diese sind der Meinung, dass Rilke in vielen Gedichten den Künstler, sich als Künstler und sein Kunstverständnis darstellt - wie zb im "Stundenbuch" , aber auch in den "Neuen Gedichten" - zb im "Panther"... Sie meinen, dass die Gedichte nicht nur aus sich heraus verständlich sind , sondern dass Rilke immer auch sich selbst thematisiert. Sogar sind sie der Meinung, ich könnte nicht gut mitdiskutieren und mitarbeiten, wenn ich das nicht erkennen kann ...
Mich würde sehr interessieren, was Ihr hier dazu sagt .
Im "Panther" auch? Das halte ich für Unsinn. Es gibt Interpretanten und -onkel, die immer und überall nach einem symbolischen Gehalt suchen und irgendwas in Gedichte hineingeheimnissen, was nicht drin ist. Aber Rilke ging es in seinen Dinggedichten- wozu der "Panther" gehört - um das beschriebene Ding und um nichts anderes. Es passt auch gar nicht - wieso sollte er "hinter tausend Stäben" stecken? Gewiss, er hat in vielen Bildern sein Ringen um die Dichtkunst ausgedrückt, aber nicht mit dem Panther und auch nicht mit den anderen "Dingen", die er in seinen Dinggedichten thematisiert hat. Ich bin nicht gerade eine profunde Rilke-Kennerin, aber ich denke, so ohnmächtig und kreatürlich wie der Panther hat er sich als Dichter nie gefühlt. Lass' dich da nicht beirren.
Gruß
gliwi
danke für Deine Antwort ! Mir geht es mit der Frage nicht so sehr um die Ding Gedichte, wozu es ja hier im Forum schon sehr viel zu lesen gibt . Meine Frage ist mehr allgemeiner und grundsätzlicher . Vielleicht so wie auch bei Fritz mit dem "Ölbaum-Garten" . Muss wirklich immer alles auf den Dichter und seine Biographie bezogen sein bei der Interpretation ? Können die Gedichte nicht auch in sich verständlich sein bzw. gelesen werden ?
Muss zb im "Stundenbuch" das Kunstverständnis Rilkes als Künstler unbedingt immer mitgesehen werden - oder können wir die Texte auch erstmal ohne biographischen Hintergrund lesen und uns Gedanken machen dazu ?
Es wäre schön, wenn Du - oder auch andere hier im Forum - dazu noch einmal schreiben könnten , da es mich wirklich sehr verunsichert diese Fragestellung und Sichtweise auf den Künstler ...
ich finde, es ist ein Unterschied, ob Rilke "sich als Künstler" oder "sein Kunstverständnis" mit darstellt, oder ob er Biographisches verarbeitet...
gliwi schreibt - meiner Meinung nach sehr richtig - :
Aber Rilke ging es in seinen Dinggedichten- wozu der "Panther" gehört - um das beschriebene Ding und um nichts anderes.[/quote]
Nun, aber wenn man dieses Wissen mit einbezieht, ist man doch bereits bei Rilkes Kunstverständnis, oder? - Und dennoch braucht man dazu keine biographischen Daten zu wissen!
Zu der Meinung, irgendjemand könnte nicht gut mitdiskutieren und mitarbeiten, wenn ich das nicht erkennen kann ...
[/quote]
möchte ich nur zu bedenken geben, daß Rilke seine Werke nunmal in die ganze Welt losgelassen hat, und allein deshalb kann meiner Meinung nach jede und jeder mitdiskutieren!!!
... das sehe ich genau so ! Herzliche Einladung zum Mitdiskutieren - auch hier im Forum !
Nun noch kurz etwas zum Ding-Gedicht . Du kannst den "Panther" auch lesen und darüber nachdenken und diskutieren, wenn Du nicht weisst, was ein Ding-Gedicht genau ist und das es das gibt . Man muss nur mal im Zoo gewesen sein, um zu verstehen, was gemeint ist .
Natürlich ist es auch interessant, sich dann weiter mit Rilkes Kunstverständnis - und den Ding-Gedichten - zu beschäftigen.
Wir hatten das hier im Forum schon mal zum "Karussell" besprochen, meines Wissens nach.