Gedichtanalyse Liebes-Lied - Hilfe gebraucht
Gedichtanalyse Liebes-Lied - Hilfe gebraucht
Hallo Leute!
Erst mal kurz zu mir: Ich bin inmitten der Magisterabschlussprüfungen und habe Germanistik im Nebenfach. Für die schriftliche Prüfung habe ich mir Rilke ausgesucht. Dafür musste ich ca. 10 der Neuen Gedichte aussuchen sowie Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. Gewählt habe ich Liebes-Lied, Der Panther, Das Einhorn, Ein Frauen-Schicksal, Die Erblindende, In einem fremden Park, Blaue Hortensie, Das Karussell, Spanische Tänzerin und Die Insel. Was haltet Ihr von dieser Zusammenstellung für jemanden, der wohl niemals das Sehr gut erreichen und immer eher mittelmäßig bleiben wird *sniff*?
In der Vorbereitung habe ich nun feststellen müssen, dass das, was ich in den letzten Jahren während meines Studiums zu tun hatte, nicht im entferntesten mit den Anforderungen der Prüfung zu tun hat. Und nun sitze ich wie ein Abiturient über Büchern mit Titeln wie "Wie interpretiere ich ein Gedicht?".
Vermutlich habe ich mir direkt das schwierigste Gedicht zum Üben rausgesucht, zumindest verstehe ich gar nix mehr: Rilkes Liebes-Lied aus dem Zyklus Neue Gedichte.
Ich habe nun Folgendes herausgefunden und möchte gerne wissen, ob das so stimmt:
Das Gedicht besteht aus 13 Zeilen, zwischen der siebten und der achten ändert sich das Versmaß. Zuerst habe ich ein Versmaß, das ich nicht bestimmt bekomme, nämlich abcacbc (was ist das???), ab der achten Zeile handelt es sich um einen Schweifreim (ddeffe).
Bis auf die letzte Zeile (zwei Jamben) ist das Gedicht ein jambischer Fünfheber mit männlicher Kadenz (Ausnahme fünfte und siebte Zeile: weibliche Kadenz).
Im ersten Teil des Gedichts, der vom zweiten nicht durch das Druckbild abgesetzt ist, finden sich in der ersten und zweiten Zeile Enjambements, die vermutlich die Unruhe des lyrischen Ichs ausdrücken sollen, das Hin und Her der Gedanken.
Soweit bin ich bisher gekommen, um die Interpretation selbst habe ich mich noch nicht bemüht, da mir das Versmaß des ersten Teils völlig unklar ist.
Bitte helft mir, denn wenn ich schon beim ersten Gedicht versage, wie soll ich die anderen neun Gedichte interpretieren?! Fühle mich wie ein Anfänger, der noch nie ein Gedicht interpretiert hat. Ich weiß nicht wieso, aber in der Uni brauchte ich das NIE - jetzt ärgere ich mich darüber!!!
Leicht verzweifelte Grüße vom Flugentchen
Erst mal kurz zu mir: Ich bin inmitten der Magisterabschlussprüfungen und habe Germanistik im Nebenfach. Für die schriftliche Prüfung habe ich mir Rilke ausgesucht. Dafür musste ich ca. 10 der Neuen Gedichte aussuchen sowie Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. Gewählt habe ich Liebes-Lied, Der Panther, Das Einhorn, Ein Frauen-Schicksal, Die Erblindende, In einem fremden Park, Blaue Hortensie, Das Karussell, Spanische Tänzerin und Die Insel. Was haltet Ihr von dieser Zusammenstellung für jemanden, der wohl niemals das Sehr gut erreichen und immer eher mittelmäßig bleiben wird *sniff*?
In der Vorbereitung habe ich nun feststellen müssen, dass das, was ich in den letzten Jahren während meines Studiums zu tun hatte, nicht im entferntesten mit den Anforderungen der Prüfung zu tun hat. Und nun sitze ich wie ein Abiturient über Büchern mit Titeln wie "Wie interpretiere ich ein Gedicht?".
Vermutlich habe ich mir direkt das schwierigste Gedicht zum Üben rausgesucht, zumindest verstehe ich gar nix mehr: Rilkes Liebes-Lied aus dem Zyklus Neue Gedichte.
Ich habe nun Folgendes herausgefunden und möchte gerne wissen, ob das so stimmt:
Das Gedicht besteht aus 13 Zeilen, zwischen der siebten und der achten ändert sich das Versmaß. Zuerst habe ich ein Versmaß, das ich nicht bestimmt bekomme, nämlich abcacbc (was ist das???), ab der achten Zeile handelt es sich um einen Schweifreim (ddeffe).
Bis auf die letzte Zeile (zwei Jamben) ist das Gedicht ein jambischer Fünfheber mit männlicher Kadenz (Ausnahme fünfte und siebte Zeile: weibliche Kadenz).
Im ersten Teil des Gedichts, der vom zweiten nicht durch das Druckbild abgesetzt ist, finden sich in der ersten und zweiten Zeile Enjambements, die vermutlich die Unruhe des lyrischen Ichs ausdrücken sollen, das Hin und Her der Gedanken.
Soweit bin ich bisher gekommen, um die Interpretation selbst habe ich mich noch nicht bemüht, da mir das Versmaß des ersten Teils völlig unklar ist.
Bitte helft mir, denn wenn ich schon beim ersten Gedicht versage, wie soll ich die anderen neun Gedichte interpretieren?! Fühle mich wie ein Anfänger, der noch nie ein Gedicht interpretiert hat. Ich weiß nicht wieso, aber in der Uni brauchte ich das NIE - jetzt ärgere ich mich darüber!!!
Leicht verzweifelte Grüße vom Flugentchen
Zuletzt geändert von Flugente am 15. Jan 2005, 17:25, insgesamt 1-mal geändert.
Hallo,
an welcher Uni bist Du denn ? Nur interessehalber ... Wir haben das im ersten Semester gemacht: Einführung in die Literaturwissenschaften, was allerdings schon eine ganze Weile her ist. Mal sehen, ob ich es noch zusammenbekomme. Die Buchstaben beziehen sich jeweils auf die Endungen der Gedichtzeilen . Zur Einfachheit stelle ich sie hier nochmal rein:
a: ... daß
b: ... sie
c:...Dingen?
a:...irgendwas
c:...unterbringen
b:...die
c:...schwingen.
d:...dich und mich,
d:...Bogenstrich,
e:...zieht.
f:...gespannt?
f:...Hand?
e: O süßes Lied.
Damit wird auch schon die Interpretation deutlicher . Anfangs ziemliches Durcheinander. Ich könnte mir vorstellen, dass Rilke das absichtlich so gemacht hat, um das inhaltliche Durcheinander auch sprachlich darzustellen.
Vielleicht weiss jemand hier im Forum , ob es dafür eine Bezeichnung gibt ?
Dann der Bogenstrich - mit zwei direkt aufeinander folgenden Reimendungen, gefolgt von dem - nun geordneten - Lied ...
Viel Erfolg und alles Gute wünscht Anna
an welcher Uni bist Du denn ? Nur interessehalber ... Wir haben das im ersten Semester gemacht: Einführung in die Literaturwissenschaften, was allerdings schon eine ganze Weile her ist. Mal sehen, ob ich es noch zusammenbekomme. Die Buchstaben beziehen sich jeweils auf die Endungen der Gedichtzeilen . Zur Einfachheit stelle ich sie hier nochmal rein:
a: ... daß
b: ... sie
c:...Dingen?
a:...irgendwas
c:...unterbringen
b:...die
c:...schwingen.
d:...dich und mich,
d:...Bogenstrich,
e:...zieht.
f:...gespannt?
f:...Hand?
e: O süßes Lied.
Damit wird auch schon die Interpretation deutlicher . Anfangs ziemliches Durcheinander. Ich könnte mir vorstellen, dass Rilke das absichtlich so gemacht hat, um das inhaltliche Durcheinander auch sprachlich darzustellen.
Vielleicht weiss jemand hier im Forum , ob es dafür eine Bezeichnung gibt ?
Dann der Bogenstrich - mit zwei direkt aufeinander folgenden Reimendungen, gefolgt von dem - nun geordneten - Lied ...
Viel Erfolg und alles Gute wünscht Anna

Hallo Ihr beiden!
Ich bin an der RWTH Aachen - und hatte das leider wie gesagt nicht in den ganzen Semestern... Egal, hilft nix, ich muss da jetzt durch!
Anja, weißt Du zufällig wie der Aufsatz von Fülleborn heißt? Es gibt so viel von ihm! Und der Aufsatz könnte mir bestimmt auch bei weiteren Gedichten helfen, ich schätze, Rilke hat das nicht nur bei diesem so gemacht *grins*.
Vielen Dank für Eure Hilfe!!!
Flugente
Ich bin an der RWTH Aachen - und hatte das leider wie gesagt nicht in den ganzen Semestern... Egal, hilft nix, ich muss da jetzt durch!

Anja, weißt Du zufällig wie der Aufsatz von Fülleborn heißt? Es gibt so viel von ihm! Und der Aufsatz könnte mir bestimmt auch bei weiteren Gedichten helfen, ich schätze, Rilke hat das nicht nur bei diesem so gemacht *grins*.
Vielen Dank für Eure Hilfe!!!
Flugente
Hi,
also ich hab das jetzt nur aus einer Bibliographie, da das Buch leider ausgeliehen ist und ich nicht rankomme .
Hier der Titel:
Ulrich Fülleborn: Das Strukturproblem der späten Lyrik Rilkes; Heidelberg, 1960, 2. Auflage: 1973.
Vermutlich handelt es sich um diese Ausgabe ...
Ein weiterer Tipp: Das gerade erschienene Rilke-Handbuch von Manfred Engel. Stuttgart / Weimar, 2004. Dort müßtest Du ebenfalls zum Thema etwas finden können .
Auch mich interessiert dieses Thema . Wenn Du etwas dazu herausfindest - zur Struktur in Rilkes (Neuen) Gedichten und andere Gedichte dazu, wäre es schön, wenn Du uns darüber hier im Forum berichten könntest und wir weiterhin dazu im Gespräch bleiben.
Liebe Grüße und alles Gute wünscht Anja
also ich hab das jetzt nur aus einer Bibliographie, da das Buch leider ausgeliehen ist und ich nicht rankomme .
Hier der Titel:
Ulrich Fülleborn: Das Strukturproblem der späten Lyrik Rilkes; Heidelberg, 1960, 2. Auflage: 1973.
Vermutlich handelt es sich um diese Ausgabe ...
Ein weiterer Tipp: Das gerade erschienene Rilke-Handbuch von Manfred Engel. Stuttgart / Weimar, 2004. Dort müßtest Du ebenfalls zum Thema etwas finden können .
Auch mich interessiert dieses Thema . Wenn Du etwas dazu herausfindest - zur Struktur in Rilkes (Neuen) Gedichten und andere Gedichte dazu, wäre es schön, wenn Du uns darüber hier im Forum berichten könntest und wir weiterhin dazu im Gespräch bleiben.
Liebe Grüße und alles Gute wünscht Anja

Hallo zusammen!
Das Buch habe ich zum Glück durch Recherche gefunden, es ist tatsächlich das Strukturchema-Buch. Zudem habe ich ein gutes Buch von Wolfgang Müller "Rainer Maria Rilkes 'Neue Gedichte'. Vervielfältigung eines Gedichttypus" gefunden.
Das Rilke-Handbuch habe ich mir bereits ausgeliehen, musste es aber zwischenzeitlich mal wegen Vormerkung zurückgeben und konnte daher darin nicht nach Tipps zu diesem Gedicht suchen. Ich hab's jetzt aber wieder *freu*.
Super dass Ihr mir so behilflich seid. Ich werde mich jetzt erst noch mal mit Rilkes Leben und den Neuen Gedichten im Allgemeinen auseinandersetzen sowie der weiteren Gedichtinterpretation. Dann werde ich meine Ideen hier reinstellen und hoffe ebenfalls, dass Ihr mir behilflich sein könnt und kritisch sagt, was vielleicht falsch und was noch zu ergänzen wäre.
Bin halt total unsicher weil ich Gedichtanalysen so lange nicht mehr gemacht habe. Zum Glück ist die Klausur auf den 11.2. verschoben worden, eine Woche mehr Lernzeit!!!
Liebe Grüße vom Flugentchen
Das Buch habe ich zum Glück durch Recherche gefunden, es ist tatsächlich das Strukturchema-Buch. Zudem habe ich ein gutes Buch von Wolfgang Müller "Rainer Maria Rilkes 'Neue Gedichte'. Vervielfältigung eines Gedichttypus" gefunden.
Das Rilke-Handbuch habe ich mir bereits ausgeliehen, musste es aber zwischenzeitlich mal wegen Vormerkung zurückgeben und konnte daher darin nicht nach Tipps zu diesem Gedicht suchen. Ich hab's jetzt aber wieder *freu*.

Super dass Ihr mir so behilflich seid. Ich werde mich jetzt erst noch mal mit Rilkes Leben und den Neuen Gedichten im Allgemeinen auseinandersetzen sowie der weiteren Gedichtinterpretation. Dann werde ich meine Ideen hier reinstellen und hoffe ebenfalls, dass Ihr mir behilflich sein könnt und kritisch sagt, was vielleicht falsch und was noch zu ergänzen wäre.
Bin halt total unsicher weil ich Gedichtanalysen so lange nicht mehr gemacht habe. Zum Glück ist die Klausur auf den 11.2. verschoben worden, eine Woche mehr Lernzeit!!!

Liebe Grüße vom Flugentchen
Meine Dozentin? Hmmm, mein Dozent
hat glaube ich nichts über Malte geschrieben. Sonst hätte ich in meiner Recherche doch sicherlich mal was darüber gefunden?! Mein Dozent hat meines Wissens nach nur über das Judemtum (sein Steckenpferd) geschrieben.
Wieso schreibst Du, ich solle vor allem DEN Aufsatz meiner Dozentin lesen?
Fragende Grüße vom Flugentchen
Nachtrag:
Hab grad noch mal nachgeschaut in der Publikationsliste meines Dozenten, der hat nix zu Rilke geschrieben.

Wieso schreibst Du, ich solle vor allem DEN Aufsatz meiner Dozentin lesen?
Fragende Grüße vom Flugentchen
Nachtrag:
Hab grad noch mal nachgeschaut in der Publikationsliste meines Dozenten, der hat nix zu Rilke geschrieben.
Hallo,
versuchen wir vielleicht nicht so sehr von Hölzchen auf Stöckchen zu kommen bei der Reimform. Eigentlich genügt es doch, die Reimfolge in eine der groben Kategorien einzuordnen und dann die Besonderheiten zu beschreiben. Hier also: Verschränkter Reim und ....
Immer noch brauchbar für solche Notsituationen halte ich das kleine Buch von Horst Joachim Frank: Wie interpretiere ich ein Gedicht? - Tübingen 1991. Da steht eigentlich alles drin, was man in Prüfungssituationen grundsätzlich kennen, benennen und beherrschen muss.
Ich kenne eine Reihe von Leuten, die es damit geschafft haben.
Und wenn dann noch ein Problem offen bleibt, rate ich, den Verfasser in Glücksburg anzurufen...
Viel Erfolg!
E.Unglaub
versuchen wir vielleicht nicht so sehr von Hölzchen auf Stöckchen zu kommen bei der Reimform. Eigentlich genügt es doch, die Reimfolge in eine der groben Kategorien einzuordnen und dann die Besonderheiten zu beschreiben. Hier also: Verschränkter Reim und ....
Immer noch brauchbar für solche Notsituationen halte ich das kleine Buch von Horst Joachim Frank: Wie interpretiere ich ein Gedicht? - Tübingen 1991. Da steht eigentlich alles drin, was man in Prüfungssituationen grundsätzlich kennen, benennen und beherrschen muss.
Ich kenne eine Reihe von Leuten, die es damit geschafft haben.
Und wenn dann noch ein Problem offen bleibt, rate ich, den Verfasser in Glücksburg anzurufen...
Viel Erfolg!
E.Unglaub
Hallo,
... dachte ich mir doch gleich, dass Du das bist
!
Wer noch mehr über Rilke , Lou und Nietzsche wissen will: gerade ist ein neues Buch erschienen, das auch darüber Auskunft gibt:
Francine Prose: Das Leben der Musen, Zürich, 2004 !
Herzliche Grüße vom Paul
... dachte ich mir doch gleich, dass Du das bist

Wer noch mehr über Rilke , Lou und Nietzsche wissen will: gerade ist ein neues Buch erschienen, das auch darüber Auskunft gibt:
Francine Prose: Das Leben der Musen, Zürich, 2004 !
Herzliche Grüße vom Paul

"... Knaben, o werft den Mut/ nicht in die Schnelligkeit,/ nicht in den Flugversuch./ Alles ist ausgeruht:/ Dunkel und Helligkeit,/ Blume und Buch." (R.M. Rilke)
Das Buch habe ich mir auch ausgeliehen und inzwischen habe ich es auch durch und muss Dir zustimmen, es ist wunderbar dafür! Dagegen finde ich Burdorfs "Einführung in die Gedichtanalyse" furchtbar kompliziert! Hab ich ganz schnell in die Ecke geschmissen.e.u. hat geschrieben: Immer noch brauchbar für solche Notsituationen halte ich das kleine Buch von Horst Joachim Frank: Wie interpretiere ich ein Gedicht? - Tübingen 1991. Da steht eigentlich alles drin, was man in Prüfungssituationen grundsätzlich kennen, benennen und beherrschen muss.
I

Lieben Dank!
Flugentchen