In response to Paula’s question (posted under “Nächtlicher Gang”) as to what Rilke had to say about night in his other poems, I have compiled the following list of poems, that speak of both the night and stars. I will begin by listing the poems I have found to be pertinent to this discussion, followed by excerpts from them. This has turned out to be a HUGE project, much larger than I had expected, so hopefully some of you will be willing to help me answer Paula’s question after looking at these poems. Perhaps some of you will even think of other poems that I missed.
Viel Spaß! Linda
![Laughing :lol:](./images/smilies/icon_lol.gif)
RILKE GEDICHTE ÜBER DIE NACHT
NÄCHTLICHER GANG (schon diskutiert)
HERBST (Buch der Bilder, 1-2)
DIE ERSTE DUINO ELEGIE
AUS EINER STURMNACHT (Buch der Bilder, 2-2)
NACHT (Gedichte 1906 bis 1926)
SONNET AN ORPHEUS #29 (Stiller Freund)
[STERNENLICHT] (Gedichte 1906 bis 1926)
STERNE HINTER OLIVEN (Gedichte 1906 bis 1926)
SO ANGESTRENGT WIDER DIE STARKE NACHT (Gedichte 1906 bis 1926)
DU DUNKELHEIT, AUS DER ICH STAMME (Das Stundenbuch)
WUNDERLICHES WORT (Aus dem Nachlaß DES Grafen C. W.)
RILKE GEDICHTE ÜBER STERNE
DIE ERSTE DUINO ELEGIE
[ÜBERFLIEßENDE HIMMEL VERSCHWENDETER STERNE] (Gedichte 1906 bis 1926)
STARKER STERN (Gedichte 1906 bis 1926)
DAUER DER KINDHEIT (Gedichte 1906 bis 1926)
ELEGY FÜR MARINA TSVETAEVA (Gedichte 1906 bis 1926)
VERGIß (Gedichte 1906 bis 1926)
[UNWISSEND VOR DEM HIMMEL MEINES LEBENS](Gedichte 1906 bis 1926)
STERN IN STERN (Gedichte 1906 bis 1926)
[DICH AUFDENKEND] (Gedichte 1906 bis 1926)
AN DEN ENGEL (Gedichte 1906 bis 1926)
KLAGE (Gedichte 1906 bis 1926)
EXZERPTE: GEDICHTE ÜBER DIE NACHT
NÄCHTLICHER GANG
Wer widerstrebt dem wird nicht Welt.
Und wer zuviel begreift dem geht das Ewige vorbei.
Zuweilen in solchen großen Nächten sind wir wie
außer Gefahr, in gleichen leichten Teilen
den Sternen ausgeteilt. Wie drängen sie.
HERBST
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
DIE ERSTE DUINO ELEGIE
O und die Nacht, die Nacht, wenn der Wind voller Weltraum
uns am Angesicht zehrt -, wem bliebe sie nicht, die ersehnte,
sanft enttäuschende, welche dem einzelnen Herzen
mühsam bevorsteht. Ist sie den Liebenden leichter?
Ach, sie verdecken sich nur mit einander ihr Los.
Weißt du’s noch nicht? Wirf aus den Armen die Leere
zu den Räumen hinzu, die wir atmen; vielleicht da die Vögel
die erweiterte Luft fühlen mit innigerm Flug.
AUS EINER STURMNACHT
Die Nacht, vom wachsenden Sturme bewegt,
wie wird sie auf einmal weit, —
als bliebe sie sonst zusammengelegt
in die kleinlichen Falten der Zeit.
Wo die Sterne ihr wehren, dort endet sie nicht
und beginnt nicht mitten im Wald
und nicht an meinem Angesicht
und nicht mit deiner Gestalt.
Die Lampen stammeln und wissen nicht:
lügen wir Licht?
Ist die Nacht die einzige Wirklichkeit
seit Jahrtausenden?
NACHT
Nacht, o du in Tiefe gelöstes
Gesicht an meinem Gesicht.
Du, meines staunenden Anschauns größtes
Übergewicht.
Nacht, in meinem Blicke erschauernd,
aber in sich so fest;
unerschöpfliche Schöpfung, dauernd
über dem Erdenrest;
voll von jungen Gestirnen, die Feuer
aus der Flucht ihres Saums
schleudern ins lautlose Abenteuer
des Zwischenraums:
wie, durch dein bloßes dasein, erschein ich,
Übertrefferin, klein;
doch, mit der dunkelen Erde einig,
wag ich es, in dir zu sein.
SONNET AN ORPHEUS #29
Sei in dieser Nacht aus Übermaß
Zauberkraft am Kreuzweg deiner Sinne,
ihrer seltsamen Begegnung Sinn.
Und wenn dich das Irdische vergaß,
zu der stillen Erde sag: Ich rinne.
Zu dem raschen Wasser sprich: Ich bin.
[STERNENLICHT]
Was sich uns reicht mit dem Sternenlicht,
was sich uns reicht,
faß es wie Welt in dein Angesicht,
nimm es nicht leicht.
Zeige der Nacht, daß du still empfingst,
was sie gebracht.
Erst wenn du ganz zu ihr übergingst,
kennt dich die Nacht.
STERNE HINTER OLIVEN
Geliebter, den so vieles irre macht,
neig dich zurück bis du im lautern Laube
die Stellen siehst, die Sterne sind. Ich glaube
die Erde ist nicht anders als die Nacht.
SO ANGESTRENGT WIDER DIE STARKE NACHT
So angestrengt wider die starke Nacht
werfen sie ihre Stimmen ins Gelächter,
das schlecht verbrennt. O aufgelehnte Welt
voll Weigerung. Und atmet doch den Raum,
in dem die Sterne gehen. Siehe, dies
bedürfte nicht und könnte, der Entfernung
fremd hingegeben, in dem Übermaß
von Fernen sich ergehen, fort von uns.
Und nun geruhts und reicht uns ans Gesicht
wie der Geliebten Aufblick; schlägt sich auf
uns gegenüber und zerstreut vielleicht
an uns sein Dasein. Und wir sinds nicht wert.
Vielleicht entziehts den Engeln etwas Kraft,
dass nach uns her der Sternenhimmel nachgiebt
und uns hereinhängt ins getrübte Schicksal.
Umsonst. Denn wer gewahrts? Und wo es einer
gewärtig wir: wer daft noch an den Nacht-Raum
die Stirne lehnen wie ans eigne Fenster?
Wer hat dies nicht verleugnet? Wer hat nicht
in dieses eingeborne Element
gefälschte, schlechte, nachgemachte Nächte
hereingeschleppt und sich daran begnügt?
DU DUNKELHEIT, AUS DER ICH STAMME
Du Dunkelheit, aus der ich stamme,
ich liebe dich mehr als die Flamme,
welche die Welt begrenzt,
indem sie glänzt
für irgend einen Kreis,
aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß.
Aber die Dunkelheit hält alles an sich:
Gestalten und Flammen, Tiere und mich,
wie sie’s errafft,
Menschen und Mächte -
Und es kann sein: eine große Kraft
rührt sich in meiner Nachbarschaft.
Ich glaube an Nächte.
WUNDERLICHES WORT
Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben!
Sie zu halten, wäre das Problem.
Denn, wen ängstigts nicht: wo ist ein Bleiben,
wo ein endlich Sein in alledem? -
Sieh, der Tag verlangsamt sich, entgegen
jenem Raum, der ihn nach Abend nimmt:
Aufstehn wurde Stehn, und Stehn wird Legen,
und das willig Liegende verschwimmt -
Berge ruhn, von Sternen überprächtigt; -
aber auch in ihnen flimmert Zeit.
Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt
obdachlos die Unvergänglichkeit.
EXZERPTE: GEDICHTE ÜBER STERNE
DIE ERSTE DUINO ELEGIE
Ja, die Frühlinge brauchten dich wohl. Es muteten manche
Sterne dir zu, dass du sie spürtest. Es hob
sich eine Woge heran im Vergangenen, oder
da du vorüberkamst am geöffneten Fenster,
gab eine Geige sich hin. Das alles war Auftrag.
Aber bewältigtest du’s?
[ÜBERFLIEßENDE HIMMEL VERSCHWENDETER STERNE]
Überfließende Himmel verschwendeter Sterne
prachten über der Kümmernis. Statt in die Kissen,
weine hinauf. Hier, an dem weinenden schon,
an dem endenden Antlitz,
um sich greifend, beginnt der hin-
reißende Weltraum. Wer unterbricht,
wenn du dort hin drängst,
die Strömung? Keiner. Es sei denn,
dass du plötzlich ringst mit der gewaltigen Richtung
jener Gestirne nach dir. Atme.
Atme das Dunkel der Erde und wieder
aufschau! Wieder. Leicht und gesichtslos
lehnt sich von oben Tiefe dir an. Das gelöste
nachtenthaltne Gesicht giebt dem deinigen Raum.
STARKER STERN
Starker Stern, der nicht den Beistand braucht,
den die Nacht den andern mag gewähren,
die erst dunkeln muß, daß sie sich klären.
Stern, der schon vollendet, untertaucht,
wenn Gestirne ihren Gang beginnen
durch die langsam aufgetane Nacht.
Großer Stern der Liebes-Priesterinnen,
der, von eigenem Gefühl entfacht,
bis zuletzt verklärt und nie verkohlend,
niedersinkt, wohin die Sonne sank:
tausendfachen Aufgang überholend
mit dem reinen Untergang.
DAUER DER KINDHEIT
Und das Gestirn seiner künftigen Liebe
geht doch schon längst unter den Sternen,
gültig. Welches Erschrecken
wird ihm das Herz einmal reißen dorthin,
daß es abkommt vom Weg seiner Flucht
und gerät in Gehorsam und heiteren Einfluß?
ELEGY FÜR MARINA TSVETAEVA
O Die Verluste ins All, Marina, die stürzenden Sterne!
Wir vermehren es nicht, wohin wir uns werfen, zu welchem
Sterne hinzu! Im Ganzen ist immer schon alles gezählt.
So auch, wer fällt, vermindert die heilige Zahl nicht.
Jeder verzichtende Sturz stürzt in den Ursprung und heilt.
... Wie streu ich mich stark in die Nachtluft,
die dich nächstens bestreift.)
VERGIß
Vergiß, vergiß, und laß uns jetzt nur dies
erleben, wie die Sterne durch geklärten
Nachthimmel dringen; wie der Mond die Gärten
voll übersteigt. Wir fühlten längst schon, wies
spiegelnder wird im Dunkel; wie ein Schein
entsteht, ein weißer Schatten in dem Glanz
der Dunkelheit. Nun aber laß uns ganz
hinübertreten in die Welt hinein
die monden ist.
[UNWISSEND VOR DEM HIMMEL MEINES LEBENS]
Unwissend vor dem Himmel meines Lebens,
anstaunend steh ich. O die großen Sterne.
Aufgehendes und Niederstieg. Wie still.
Als wär ich nicht. Nehm ich denn Teil? Entriet ich
dem reinen Einfluss? Wechselt Flut und Ebbe
in meinem Blut nach dieser Ordnung? Abtun
will ich die Wünsche, jeden andern Anschluss,
mein Herz gewöhnen an sein Fernstes. Besser
es lebt im Schrecken seiner Sterne, als
zum Schein beschützt, von einer Näh beschwichtigt.
STERN IN STERN
Frührer, wie oft, blieben wir, Stern in Stern,
wenn aus dem Sternbild der freiste,
jener Sprech-Stern hervortrat und rief.
Stern in Stern staunten wir,
Er, der Sprecher des Stern-Bilds,
ich, meines Lebens Mund,
Nebenstern meines Augs.
Und die Nacht, wie gewährte sie uns
die durchwachte Verständigung.
[DICH AUFDENKEND]
.....Wacht dein Gefühl durch die mündigen Sterne herüber?
Gehst du aus unaufhaltsamem Raum.....
......Was, Geliebte, bist
du nicht einer unter den Sternen?
Daß ich dächte, du kämst
nach der Abende schwankendem Übergang
sicher herauf,
mir maßlos
Schauendem kenntlich an Ferne und Licht.
AN DEN ENGEL
Dass ich lärme, wird an dir nicht lauter,
wenn du mich nicht fühltest, weil ich bin.
Leuchte, leuchte! Mach mich angeschauter
bei den Sternen. Denn ich schwinde hin.
KLAGE
O wie ist alles fern
und lange vergangen.
Ich glauben, der Stern,
von welchem ich Glanz empfange,
ist seit Jahrtausenden tot.
Ich glaube, im Boot,
das vorüberfuhr,
hörte ich etwas Banges sagen.
Im Hause hat eine Uhr
geschlagen . . .
In welchem Haus? . . .
Ich möchte aus meinem Herzen hinaus
unter den großen Himmel treten.
Ich möchten beten.
Und einer von allen Sternen
müßte wirklich noch sein.
Ich glaube, ich wüßte,
welcher allein
gedauert hat,
welcher wie eine weißer Stadt
am Ende des Strahls in den Himmeln steht . . .
Viele Grüße!
Linda