alkestis

Von den frühen Prager Gedichten über Cornet, Neue Gedichte, Sonette und Elegien bis zum lyrischen Grabspruch

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theo
Beiträge: 1
Registriert: 9. Dez 2004, 23:52

alkestis

Beitrag von theo »

ihc habe interpretations schwierigkeiten bei alkestis. und zwar gibt es ja diese stelle, wo alkestis durch hermes spricht ( "... und alle hörens gleichsam, erst im gotte."). danach sprich hermes, aber es scheint alkestis zu sein, die da spricht.
wenn sie sagt:"das ists ja, dass ich sterbe.hat sie dirs nicht gesagt, da sie dirs auftrug,dass jenes lager, dass da drinnen wartet zur unterwelt gehört?"

wer ist " sie "? und was ist das "lager"?

alkestis bietet sich als pfer an, weil sie ohnehin nicht weiterleben könnte, wennadmetos stürbe. aber diese paar sätze nach ihrer frag( " was bleibt mir denn. . . ") sind mir unklar.

na dann mal ran deutsch leistungskurse, , , :wink:
julimond
Beiträge: 4
Registriert: 7. Dez 2004, 18:53

Beitrag von julimond »

Tja - hier mal erste kleine Versuche:

Alkestis meint mit "sie" Persephone, Göttin des Kornes und später der Unterwelt - Persephone wurde einst von Hades, dem Gott der Unterwelt, entführt und gegen ihren Willen mit ihm verheiratet, noch bevor Hermes kam, um sie zurück zuholen (das ist jetzt ganz grob zusammengefaßt!!). Seitdem ist sie 1/3 des Jahres in der Unterwelt, den Rest verbringt sie oben.

Mit "Lager" meint Alkestis das gemeinsame Bett-Lager von ihr und Admet, das allerdings, indem die Frischvermählte an das Schicksal von der geraubten, in die Unterwelt verschleppte Persephone in diesem Zusammenhang erinnert, seine positive Bedeutung verliert!

Alkestis geht freiwillig in den Tod - um sich und ihre "unschuldige" Liebe zu bewahren:

Seit der Vermählung mit Admet hat Alkestis innerlich Abschied genommen ("Denn keiner ist zu Ende wie ich es bin") - fühlt sich schon fast tot durch ihre Verbindung zu ihm (beachte ihre leichenhafte Erscheinung!) und sehnt nun das endgültige Ende herbei, bevor es zur körperlichen Vereinigung kommt: "damit das Alles, unter Dem begraben der jetzt mein Gatte ist, zergeht, sich auflöst -."

Diese etwas eigentümliche Deutung geht auf Rilkes ebenso eigentümliches Verständnis von Liebe zurück: für ihn ist das eigentlich Wertvolle das sehnsuchsvolle Lieben und nicht die erfüllte Liebe, mit der er Selbstaufgabe, Abgängigkeit und eine Anspruchshaltung verbindet.

Nur die selbst- bzw. besitzlose Liebe ist für ihn Garantin für persönliche Freiheit, doch die ist schwerlich zu vollziehen als eine Haltung zu jemand anderem (man spricht auch von der "intransitiven Liebe").

Rilke hat also die Sage in seinem Sinne umgedeutet - nicht umsonst verzichtet er auf Alkestis' Verzweiflung und auf die anschließende Befreiung durch Hermes, der sie zu ihrer Familie zurückführt.

Alkestis begreift den Tod als Erlösung - so wie auch Rilke den Tod nicht als etwas Schreckliches und Bedrohliches begriffen hat, sondern als ein Teil des wiederkehrenden Seins - Tod und Leben bedingen sich und bilden eine Einheit, einen Kreislauf.


Oder was meint Ihr dazu?
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