Re: Spanische Trilogie
Verfasst: 17. Feb 2016, 14:49
Liebe sedna,
zuerst zu den X-en:
Ich spreche das beinahe so wie Du, außer:
Das Ende der zweiten Zeile des zweiten Abschnitts ( auf die Bezeichnung „Strophe“ kommt es mir nicht an), das ist bei mir „schwach“, quasi als Auftakt zur dritten (das Enjambement scheint mich dazu zu berechtigen), sodaß sich auch hier eine „Jambus-Empfindung“ ergibt:
die stille Milderung der Herde. | Hat
nichts als Welt, | hat Welt in jedem Aufschaun
schmutz | x
schmutz | schmutz
Und die letzte Zeile des dritten Abschnitts beginne ich, wie die vorletzte Zeile, mit einem Daktylus:
der der Geliebten | diese Nacht bereitet
und sie verwöhnt | mit den gefühlten Himmeln.
schmutz
schmutz
Sehr interessant finde ich Deinen Hinweis auf den Bewegungskontrast, danke, das war mir noch nicht aufgefallen --- dazu passen für mich gut die daktylischen Zeilenanfänge, wenn von dem die Rede ist, der nicht „aufsteht“, sondern die Geliebte verwöhnt mit den gefühlten Himmeln .
Für mich ist dieses nächtliche „Aufstehn“ eine Bewegung in den „Raum“, in dem eine „Begegnung/Kommunikation“ (wie immer man es nennen will) mit Verstorbenen möglich erscheint – Rilke spricht davon am Ende der ersten Elegie:
Ein Unterschied zwischen Lebenden und Toten (für den Engel, sagt man, schwer zu erkennen), besteht für mich darin, daß die Verstorbenen immer als „dort anwesend“ gedacht werden können, wo die Lebenden nur dann hingelangen, wenn sie „nächtens aufstehn“.
Auch deshalb sehe ich immer noch nicht, daß im zweiten Gedicht von einem Verstorbenen die Rede wäre.
Dein »eine Reise antreten (sterben?)« --- deutet es daraufhin, daß auch Du, wie lilaloufan, meinst, hier sei von einem Verstorbenen die Rede?
Herzliche Grüße aus Graupelschauer...
stilz
zuerst zu den X-en:
Ich spreche das beinahe so wie Du, außer:
Das Ende der zweiten Zeile des zweiten Abschnitts ( auf die Bezeichnung „Strophe“ kommt es mir nicht an), das ist bei mir „schwach“, quasi als Auftakt zur dritten (das Enjambement scheint mich dazu zu berechtigen), sodaß sich auch hier eine „Jambus-Empfindung“ ergibt:
die stille Milderung der Herde. | Hat
nichts als Welt, | hat Welt in jedem Aufschaun
schmutz | x
schmutz | schmutz
Und die letzte Zeile des dritten Abschnitts beginne ich, wie die vorletzte Zeile, mit einem Daktylus:
der der Geliebten | diese Nacht bereitet
und sie verwöhnt | mit den gefühlten Himmeln.
schmutz
schmutz
Sehr interessant finde ich Deinen Hinweis auf den Bewegungskontrast, danke, das war mir noch nicht aufgefallen --- dazu passen für mich gut die daktylischen Zeilenanfänge, wenn von dem die Rede ist, der nicht „aufsteht“, sondern die Geliebte verwöhnt mit den gefühlten Himmeln .
Für mich ist dieses nächtliche „Aufstehn“ eine Bewegung in den „Raum“, in dem eine „Begegnung/Kommunikation“ (wie immer man es nennen will) mit Verstorbenen möglich erscheint – Rilke spricht davon am Ende der ersten Elegie:
- Aber wir, die so große
Geheimnisse brauchen, denen aus Trauer so oft
seliger Fortschritt entspringt -: könnten wir sein ohne sie?
Ein Unterschied zwischen Lebenden und Toten (für den Engel, sagt man, schwer zu erkennen), besteht für mich darin, daß die Verstorbenen immer als „dort anwesend“ gedacht werden können, wo die Lebenden nur dann hingelangen, wenn sie „nächtens aufstehn“.
Auch deshalb sehe ich immer noch nicht, daß im zweiten Gedicht von einem Verstorbenen die Rede wäre.
Ah - da kommt lilaloufans posting - ich schließe mich seiner Frage an, auch ich begreife das noch nicht.sedna hat geschrieben:Das Ganze lese ich übrigens als Christus-Metapher, eine kritische Auseinandersetzung, im Vergleich aber auch poetologisch.
Erster Abschnitt: Warum muß einer eine Reise antreten (sterben?) und zuvor (das Kreuz) die Lasten anderer tragen, und darf keine Kritik üben oder widersprechen - Herr, was soll das denn alles? (wie kannst du sowas bieten! Erinnert an die "ausgesogene Frucht")
Dein »eine Reise antreten (sterben?)« --- deutet es daraufhin, daß auch Du, wie lilaloufan, meinst, hier sei von einem Verstorbenen die Rede?
Herzliche Grüße aus Graupelschauer...
stilz