Ich sehne mich nach einer stillen Stelle...
Verfasst: 25. Dez 2014, 19:01
Es gibt ein wunderschönes Rilke-Gedicht, das jedoch (meines Wissens) nur in einer, noch in der ehemaligen DDR herausgebenen Sammlung zu finden ist (weder in der Internet, noch in für mich zugaenglichen Sammlungen kann ich es nicht finden). Ist es tatsaechlich ein Rilke-Gedicht? Wenn schon, dann warum fehlt aus den modernen Sammlungen?
Ich sehne mich nach einer stillen Stelle,
wo ich das Leben wieder lieben kann;
des Windes Leben und die Welt der Welle,
die hielt ich meine Hände in die Helle
des ersten Morgens wie der erste Mann.
Ich will ein Kloster gründen; denn die Zelle
ist ja der dunkle Anfang aller Dinge.
Ich will ein Kloster bauen für Geringe,
die sich nicht brüsten mit der neuen Zeit.
Mit dieser Zeit des Drängens und der Drähte,
mit dieser Zeit der rasenden Geräte,
mit dieser Zeit, die siedet, schäumt und schreit.
Ich will die Hand, die schlichte Dinge täte,
die gerne wieder getäte und säte,
zurückgewinnen für die Ewigkeit.
An alle diesem hat mein Herz nicht teil,
So fremd ist keinem seine Zeit gewesen;
so nicht zum Leid und nicht zum Heil.
Weil ich lesen will und weil
man mich stört
will ich allein sein.
Wem gehört
dieser Lärm?
Gott,
wem gehört diese Zeit?
(Rilke: Gedichte. Leipzig : Verlag Philipp Reclam jun. 1975).
Für jede Hilfe bedanke ich mich schon im Voraus
József Liszka
Ich sehne mich nach einer stillen Stelle,
wo ich das Leben wieder lieben kann;
des Windes Leben und die Welt der Welle,
die hielt ich meine Hände in die Helle
des ersten Morgens wie der erste Mann.
Ich will ein Kloster gründen; denn die Zelle
ist ja der dunkle Anfang aller Dinge.
Ich will ein Kloster bauen für Geringe,
die sich nicht brüsten mit der neuen Zeit.
Mit dieser Zeit des Drängens und der Drähte,
mit dieser Zeit der rasenden Geräte,
mit dieser Zeit, die siedet, schäumt und schreit.
Ich will die Hand, die schlichte Dinge täte,
die gerne wieder getäte und säte,
zurückgewinnen für die Ewigkeit.
An alle diesem hat mein Herz nicht teil,
So fremd ist keinem seine Zeit gewesen;
so nicht zum Leid und nicht zum Heil.
Weil ich lesen will und weil
man mich stört
will ich allein sein.
Wem gehört
dieser Lärm?
Gott,
wem gehört diese Zeit?
(Rilke: Gedichte. Leipzig : Verlag Philipp Reclam jun. 1975).
Für jede Hilfe bedanke ich mich schon im Voraus
József Liszka