lilaloufan hat geschrieben:stilz hat geschrieben:Wie dem auch sei: wie gut, daß es diesen ein bisserl unordentlichen Engel gibt (auch wenn er für Böschenstein „eine Erfindung“ ist) -
Ach? ― Liebe Ingrid, beziehst Du das auf: „Wir erfinden sie [die Wörter] neu“? Ich würde daraus nicht schließen, dass für Bernhard Böschenstein der Engel „nur ein Wort“ sei.
Lieber Christoph,
nein, ich habe mich auf die Parenthese im folgenden Zitat bezogen (aus demselben
Jahrbuch-Artikel, in dem auch seine deutsche Umdichtung steht), da sagt er es ganz ausdrücklich:
Bernhard Böschenstein hat geschrieben:Der Dichter anerkennt seine heuristische Seite, zugleich erschrickt er vor ihr und läßt den ihn umstimmenden Engel intervenieren – auch er eine Erfindung – und die Rose als Utopie einer uneinlösbaren dichterischen Erfüllung, die mit Worten das Unaussprechliche einzufangen versucht. Die Verbindung von artistischer Erfindung und mystischer Entgrenzung findet hier eine sehr knappe programmatische Bekundung.
Und:
lilaloufan hat geschrieben:Das will ich erläutern: In meiner Lesart bezieht sich: » déranger « auf: » la prétention «.
Ah. Das hätte ich tatsächlich nicht so gelesen.
Meine Französischkenntnisse sind leider sehr unzulänglich ... ich gestehe: ich hatte dieses „Derangieren“ instinktiv, ohne viel darüber nachzudenken, auf die von uns schließlich, vermeintlich, erreichte „Ordnung“ bezogen.
Ich sehe nun, daß sich das wohl nicht halten läßt.
Allerdings: wenn es doch »
la prétention « heißt – müßte es da nicht, wenn sich das Verb dárauf beziehen sollte, »
la dérange « heißen statt, wie bei Rilke, »
le dérange « ?
Aus diesem männlichen Artikel schließe ich nun, daß das Durcheinanderbringen sich auf das
Spiel bezieht.
Und daher ändere ich gleich das Pronomen in meiner Übersetzung...
und stimme damit im Grunde sowohl
helles Übersetzung zu (mir gefällt hier insgesamt der leichte,
spielerische Tonfall, und besonders das mehrdeutige „gerne“, das in mir eine ganze Kette von Gedanken auslöst

):
helle hat geschrieben:Wenn uns dieses Spiels ferne
Regel zu akzeptieren gelingt,
dann weil ein Engel sie gerne
mal leicht durcheinanderbringt.
zu als auch Deinem:
lilaloufan hat geschrieben:Nicht gestört wird das „Spiel“, sondern ermöglicht.
Herzlichen Gruß,
Ingrid
P.S.: Ach nein, ich lasse mein ursprünglich weiblich gemeintes Pronomen in der letzten Zeile so stehen.
Dieser Engel hat es so eingerichtet, daß es in meinem Gedicht ja schließlich als Plural gelesen werden kann und sich so auf „Mängel“ bezieht – und das finde ich, wenn auch keineswegs wörtlich übersetzt, so doch insgesamt stimmig.
» supporter « lese ich übrigens sowohl als »ertragen« als auch (hier mag meine Affinität zum Englischen mitsprechen
) als »(gerne) unterstützen«; und finde hier jetzt tatsächlich die Übersetzung »Fan« für das substantivisch gebrauchte Wort...