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Gedicht über den Konflikt zwischen Leben und Arbeit?

Verfasst: 9. Mai 2011, 22:49
von John McClane
Hallo Leute,
ich bin auf der Suche nach einem Gedicht von Rilke, das den Konflikt zwischen Leben bzw. Liebe und Arbeit thematisiert. Ich wäre für eure Hilfe wirklich dankbar!

Re: Gedicht über den Konflikt zwischen Leben und Arbeit?

Verfasst: 11. Mai 2011, 19:53
von stilz
Wie schön, hier auch wieder mal etwas anderes als SPAM zu lesen!

Lieber John,

da fällt mir sofort das Requiem für eine Freundin ein, das mit diesen Zeilen endet:
  • So hör mich: Hilf mir. Sieh, wir gleiten so,
    nicht wissend wann, zurück aus unserm Fortschritt
    in irgendwas, was wir nicht meinen; drin
    wir uns verfangen wie in einem Traum
    und drin wir sterben, ohne zu erwachen.
    Keiner ist weiter. Jedem, der sein Blut
    hinaufhob in ein Werk, das lange wird,
    kann es geschehen, daß ers nicht mehr hochhält
    und daß es geht nach seiner Schwere, wertlos.
    Denn irgendwo ist eine alte Feindschaft
    zwischen dem Leben und der großen Arbeit.
    Daß ich sie einseh und sie sage: hilf mir.

    Komm nicht zurück. Wenn du's erträgst, so sei
    tot bei den Toten. Tote sind beschäftigt.
    Doch hilf mir so, daß es dich nicht zerstreut,
    wie mir das Fernste manchmal hilft: in mir.

Mich berührt es sehr, wie Rilke mit diesem "Denn" ganz selbstverständlich auf den Zusammenhang zwischen Leben und Schwerkraft aufmerksam macht: denn das, was uns so oft daran hindert, unser Blut, das wir "in ein Werk hinaufgehoben" haben, "hochzuhalten" - das ist ja nicht das, was man gewöhnlicherweise unter "Leben" versteht...


Herzlichen Gruß,

Ingrid

P.S.: Kennst Du schon diesen thread?