Götter

Von den frühen Prager Gedichten über Cornet, Neue Gedichte, Sonette und Elegien bis zum lyrischen Grabspruch

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Julia

Götter

Beitrag von Julia »

Kann mir irgendein freundlicher Mensch helfen? Für ein Performance Projekt verwende ich den Satz "Es ist Zeit, dass neue Götter aus den Wänden treten". Und irgendwie hab ich im Kopf, dass das Rilke sei. Ist das so? Weiß das jemand? Und wenn ja, aus welchem Werk stammt es?
Wäre toll, wenn jemand mir sein Wissen dazu kundtun möchte.
Renée
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Götter

Beitrag von Renée »



Gruß Dich, Julia,

ich glaube, Du könntest dieses Gedicht aus dem Oktober 1925 meinen:

Jetzt wär es Zeit, daß Götter träten aus
bewohnten Dingen...
Und daß sie jede Wand in meinem Haus
umschlügen. Neue Seite. Nur der Wind,
den solches Blatt im Wenden würfe, reichte hin,
die Luft, wie eine Scholle, umzuschaufeln:
ein neues Atemfeld. Oh Götter, Götter!
Ihr Oftgekommnen, Schläfer in den Dingen,
die heiter aufstehn, die sich an den Brunnen,
die wir vermuten, Hals und Antlitz waschen
und die ihr Ausgeruhtsein leicht hinzutun
zu dem, was voll scheint, unserm vollen Leben.
Noch einmal sei es euer Morgen, Götter.
Wir wiederholen. Ihr allein seid Ursprung.
Die Welt steht auf mit euch, und Anfang glänzt
an allen Bruchstelln unseres Mißlingens...

Im Zweiten Band der Sämtlichen Werke steht dies Gedicht unmittelbar vor Rilkes Grabspruch "Rose, oh reiner Widerspruch..."

Etwas Leichtes hast Du Dir gerade nicht ausgesucht!
Grüße,
Renée
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