Gela, noch eine Vermutung, möglicherweise sogar eine Erklärung.
Das Zitat kursiert in esoterisch ausgerichteten Büchern, so stößt man bald auf eine Textstelle von Philip Shepherd:
Sogyal Rinpoche paraphrases the poet Rilke observing that "our deepest fears are like dragons guarding our deepest treasure."
Ahso,
"paraphrases". Da gibt's aber einen nicht ganz kleinen Unterschied zum Zitieren. Also ein Mißverständnis einer Paraphrase wird zum Rilke-Zitat. Auch ist die Umschreibung von Rinpoche hier in Gänsefüßchen – nicht das Rilke-Originalzitat.
Das (nun irgendwie ins Deutsche übersetzte) Zitat soll sich aber letztendlich auf die von stilz oben zitierte Stelle beziehen, denn im 3. Kapitel seines
Tibetan Book of Living and Dying sagt Rinpoche:
"The Western poet Rainer Maria Rilke has said our deepest fears are like dragons guarding our deepest treasure." (mit dem Quellenhinweis:
Letters to a young poet, translated by Stephen Mitchell, New York: Vintage Books, 1986, 92.)
"Has said" - hm.
Bei Mitchell steht jedoch auf Seite 92:
"How could we forget those ancient myths that stand at the beginning of all races, the myths about dragons that in the last moment are transformed into princesses? Perhaps all the dragons in our lives are princesses who are only waiting to see us act, just once, with beauty and courage. Perhaps everything that frightens us is, in its deepest essence, something helpless that wants our love."
Anyway - war spannend, das einigermaßen aufzudröseln, aber: mir sagt Rilke im Original dennoch etwas ganz anderes.
sedna
