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Michelangelo
Verfasst: 16. Feb 2010, 17:15
von lilaloufan
Im Kladdentext von Rilkes Übertragung der 42 Sonette Michaelangelo Buonarottis (Insel) wird folgender Satz zitiert:
„Er warf sich ... gegen die Sprache mit der ganzen Wucht seines im Stein nicht unterzubringenden Gefühls“.
Wo steht das im Originalzusammenhang?
Gruß Euch allen,
Christoph
Re: Michelangelo
Verfasst: 16. Feb 2010, 20:31
von stilz
Lieber Christoph,
beim Blättern in der "Rilke-Chronik" hab ich's eben gefunden:
Am 1. Januar 1917 schreibt Rilke an den Grafen Mensdorff-Dietrichstein.
Da heißt es:
"So kam er oft auch unerschöpft, ja erst zum Bilden gereizt, vom Steine her und warf sich gegen die Sprache mit der ganzen Wucht seines im Stein nicht unterzubringenden Gefühls: dann entstanden jene Gedichte an Gott, die zu den schwersten Gebeten gehören, die je ein Mensch aus der eigenen Tiefe gehoben hat.“
Ich frage mich nun: wofür stehen die drei Punkte im von Dir zitierten Satz?
Lieben Gruß!
Ingrid
Re: Michelangelo
Verfasst: 17. Feb 2010, 15:03
von lilaloufan
Oh DANKE! (Wieder mal bin ich nicht auf die Idee gekommen, in der Chronik das Namensverzeichnis aufzusuchen.)
Neujahr 1917! Und er hat das große Buch von Hermann Grimm gelesen!
Grüße,
Christoph
P.S.: "dann" stand da, aber als Einfügung kenntlich gemacht.
Re: Michelangelo
Verfasst: 17. Feb 2010, 15:36
von stilz
Ja, ich bin offenbar doch ein ziemlich altmodischer Mensch:
solches Nachschauen ist mir immer noch viel näher, als es einfach bei google (bzw seit einiger Zeit gern auch bei
forestle) einzugeben...
i.
Re: Michelangelo
Verfasst: 21. Mai 2010, 14:46
von Georg Trakl
Ja, in der Tat ... Auch das intensivste googlen kann die haptisch-visuelle Erfahrung des Blätterns in alten Folianten und die aufmerksame Lektüre von Kladdentexten nicht ersetzen. Immerhin beruhigend, dass - im Gegensatz zu den (recte manchen) Mitgliedern des Rilke-Forums - selbst Google nicht über alles Auskunft erteilen kann. So bleibt unser Dasein noch relativ unentdeckt ...
@ stilz:

Re: Michelangelo
Verfasst: 21. Mai 2010, 19:07
von Harald
Das soll jetzt nicht das raschelnde Blättern entwerten, aber wer auch nur einen Teil des gesuchten Satzes bei Google Bücher einfüttert, hat die Fundstelle Sekundenbruchteile später vor der Nase.
Re: Michelangelo
Verfasst: 23. Mai 2010, 19:48
von stilz
Ja?
Also, ich finde da nur, daß dieser Satz eben in Ingeborg Schnacks "Chronik" steht; um zu erfahren, wann und an wen
Rilke das geschrieben hat, brauche ich dann dennoch das wirkliche Buch, real und körperlich, mitsamt dem raschelnden Blättern...
Oder mach ich was falsch beim Suchen?

Re: Michelangelo
Verfasst: 23. Mai 2010, 21:30
von sedna
Doch, es stimmt, ohne Anführungszeichen erhältst Du folgenden Text:
"(R. schenkt sein Exemplar Ruth.) 1917 1 . JANUAR : R. antwortet dem Grafen Alexander Mensdorff- Dietrichstein : »Da muß ... ja erst zum Bilden gereizt, vom Steine her und warf sich gegen die Sprache mit der ganzen Wucht seines im Stein ..."
sedna
Re: Michelangelo
Verfasst: 23. Mai 2010, 21:32
von Harald
Man kann Google Bücher "kitzeln". In diesem Fall zeigt es z. B. "... ja erst zum Bilden gereizt, vom Steine her und warf sich gegen die Sprache mit der ganzen Wucht seines im Stein nicht ...". Wenn du dir jetzt die Stelle im Buch zeigen lässt, siehst du weiteren Text: "unterzubringenden Gefühls:". Wenn du das nun eingibst, siehst du wieder etwas mehr: "dann entstanden jene Gedichte an". So kann man mit etwas Geduld (und Glück) ganze Abschnitte "herauskitzeln". Glück ist erforderlich, weil man gelegentlich final "hängenbleibt".