Am Rande der Nacht

Von den frühen Prager Gedichten über Cornet, Neue Gedichte, Sonette und Elegien bis zum lyrischen Grabspruch

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Nacht

Am Rande der Nacht

Beitrag von Nacht »

Ich brauche dringend eine Interpretation zu dem Gedicht " Am Rande der Nacht ".
Wäre nett, wenn mir jemand ein paar Anregungen schreiben könnte.
Paula
Beiträge: 239
Registriert: 29. Feb 2004, 11:01

Beitrag von Paula »

Hallo Nacht - wer auch immer Du bist ,

Ich will eine Interpretation versuchen: "Am Rande der Nacht" schrieb Rainer Maria Rilke am 12.1.1900 in Berlin-Schmargendorf. Es gehört zu den Gedichten im "Buch der Bilder". Die Bilder des Gedichtes deuten auf das Thema des dionysischen Grund und seiner apollinischen Verklärung hin, wie Rilke es öfter thematisiert hat - auch im "Buch der Bilder". "Geigenleiber..." nehmen ein Motiv der Renaissance auf, das Leben zu feiern mit den lichten, singenden Saiten der Geige und dem Dunklen Hintergrund, dem Rauschen des Blutes. Die "Geige" steht hier wohl für das "Leben".
Das Dionysische wird für den Menschen - wenn überhaupt - nur über die Gestalt des Apolls verstehbar . (ich denke da auch an den "Torso".) Für den Künstler - wie Rilke zb - ist sein Schaffen der letzte, metaphysisch erkennbare Grund , in dem Versuch, die Welt und das Leben zu begreifen . In "Am Rande der Nacht" steht die "Geige" stellvertretend dafür .

Ich hoffe, ich liege nicht völlig daneben mit diesem Interpretationsversuch... und bin selbst auch dankbar für weitere Anmerkungen und Hinweise zu diesem Gedicht!

Liebe Grüße, Paula :lol:
Nils

Beitrag von Nils »

Hallo,

... ich verstehe kein Wort :?

Nils
Philipp

Beitrag von Philipp »

Hallo,

... Rilke als Apollo :wink: :?:

Philipp :lol:
Nils

Beitrag von Nils »

Hallo Philipp,

:idea: ... na, wenn, dann höchstens als "Torso" Apollos :wink: :!: :?:

Aber ich hoffe doch sehr, da weiss hier irgendjemand noch mehr dazu und kann uns helfen :?: :!:

Viele Grüße, Nils :lol:
gliwi
Beiträge: 941
Registriert: 11. Nov 2002, 23:33
Wohnort: Ba-Wü

Beitrag von gliwi »

Hallo allerseits,
Gedichtinterpretation Grundkurs: erst kucken wir mal, was dasteht. Da haben wir ein dichterisches Bild: der hölzerne Resonanzboden der Geige. Das ist die Welt der Dinge. Innendrin, im Hohlraum, befinden sich die Gefühle der Menschen aller Zeiten ("ganzer Geschlechter"), und zwar nur negative Gefühle: Murren, Weinen, Groll. Sie schlafen aber, träumen, befinden sich im Dunkel.
Der Dichter ist als Saite auf diese Geige gespannt, d.h., er ist abgesetzt von den anderen, "über" den Dingen - so wie er ja schon in den Eingangsversen "über" dem "nachtenden", also dunklen Land wacht.
Dabei sucht er sich nicht aus, Dichter zu sein, sondern er hat einen Auftrag: "Ich soll..." Wenn er diesem Auftrag nachkommt, "silbern erzittern" meint wohl: tönen, und zwar schön, dann erwachen die Gefühle, alles wird lebendig, und was "in den Dingen irrt", also nicht gut, nicht richtig ist, strebt jetzt nach dem Licht der Klarheit, und ihm kommt die Aufgabe zu, durch sein Tönen, also sein Dichten, ein wenig von diesem klaren Himmelslicht hinunter in das Dunkel im Inneren der Geige zu senden, also die Menschen, die sich danach sehnen, ein wenig zu erleuchten, möglicherweise über Dinge, die sie schon lange quälen, "alte Abgründe".
Konntet ihr folgen? Also jetzt der Schritt zu Paulas Interpretation. Das Appollinische Prinzip umschreibe ich grob vereinfachend: Geistigkeit, Vernunft, Klarheit. Das Dionysische: Leiblichkeit, Rausch, Extase. Der dionysische Bereich befände sich demnach im Inneren der Geige, die Saite stellt die Verbindung her zum appollinischen Bereich in der klaren Himmelsluft.
Das Bild von der Geige wird auch im "Liebes-Lied" verwendet.
Ich hoffe, es ist jetzt etwas klarer geworden. Wenn so pauschal gefragt wird, ist es immer schwierig, das Anspruchsniveau der FragerInnen zu treffen.
Gruß gliwi
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