Im Thread über "War Rilke ein religiöser Dichter" entfaltete ich meine Perspektive zu diesem Thema. Ich bot allen an, meinen Artikel zu diesem Thema ("Rilke und der Okkultismus" ) zu schicken, wenn man mir bloß die Emailadresse als private Nachricht bekanntgibt. Dies könnte auch anderen zugute kommen.
Magnusson, Gisli: „Rilke und der Okkultismus“, in: Metaphysik und Moderne. Von Wilhelm Raabe bis Thomas Mann. Hrsg. v. Andreas Blödorn & Søren R. Fauth. Festschrift für Børge Kristiansen. Wuppertal: Arco 2006, S. 144-172.
Diejenigen, die den Artikel gelesen haben, können hier ihre Meinungen und ihre Kritik äußern. Es würde mich sehr interessieren!
Ich zitiere meinen früheren Beitrag:
Grüße an alle!Es ist bezeichnend, dass die universitäre Literaturwissenschaft hauptsächlich ihren Ausgangspunkt in Wissenschaft, Philosophie und Theologie nimmt und damit ganz wesentliche rezeptionsgeschichtliche Elemente bei Rilke verfehlt. Man findet gewissen semantische Übereinstimmungen und gemeinsame Strukturmerkmale; aber die vielstellige Rechnung geht gerade nicht auf. Denn nicht wissenschaftlicher Materialismus ist die Grundlage von Rilkes Weltanschauung, sondern das genaue Gegenteil: der sinnlich-übersinnliche Monismus. Nicht die universitäre Philosophie zieht Rilke in ihren Bann, sondern die eher spekulativ/mystischen Formen von Philosophie. Und schließlich darf Rilke nicht in einem theologischen Rahmen interpretiert werden, da er der Religion auf undogmatische Weise als spirituellem, sprich erlebnishaft/ phänomenologischem, Phänomen gegenübersteht. Obwohl die neueren Bestrebungen, Rilke im Kontext der ‚Mystik ohne Gott’ zu interpretieren, einen Fortschritt bedeuten, dann ist auch dieser ideengeschichtliche Rahmen zu eng, um den vollen Umfang von Rilkes verschlungenen Rezeptionswege zu verfolgen. Um mit Rilke diese Wege gehen zu können, müssen wir die verwachsenen Pfade spiritistischer, okkultistischer und gnostizistischer Strömungen wandern.
Gísli