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"Das Kind" - Interpretationsansätze

Verfasst: 3. Dez 2006, 18:10
von Simbowler
N' Abend

Habt ihr irgendwelche schlauen infos rund um das gedicht "das kind" (aus dem gedichtband "Der neuen Gedichte anderer Teil")?
Verarbeitet rilke darin seine eigene kindheit (sie=eltern, die in ihm die verstorbene schwester sehen wollen, es (sächlich...) trägt ein kleid, was ja rilke als kind auch tat (siehe wikipedia).

Also, wer was weiss darf jetzt in die tasten hauen :wink:

simbowler

Verfasst: 4. Dez 2006, 00:55
von gliwi
Hallo Simbowler,
vorweg ein Wörtchen zur Netikette. Ich spreche jetzt nur mal für mich, aber ich weiß, dass hier einige meiner Meinung sind. Ich mag es nicht, angesprochen zu werden, als wäre ich noch ein Teenie. Das war ich auch mal, aber das war voir der letzten Eiszeit. Und zum In-die-Tasten-Hauen brauche ich niemandes Erlaubnis.
Also Informationen zu diesem Gedicht habe ich keine, aber es fällt mir auf, dass es einiges gemeinsam hat mit dem Gedicht "Ach wehe, meine Mutter reißt mich ein", in dem Rilke so in der Ich-Form spricht, dass man es schon als direktes Bekenntnis Rilkes interpretieren darf. In beiden Gedichten beklagt er, dass die Erwachsenen das Kind nicht richtig wahrnehmen, ihm nicht gerecht werden. Spricht er im einen von "...mein langsam mehr gewordenes Gesicht", so im anderen von: "tritt das runde, seiende Gesicht aus dem Profil, klar und ganz..."
Gerade entdecke ich noch eine ganz andere Parallele, in dem Gedicht "Kindheit", das beginnt mit: "Da rinnt der Schule ...". Da steht nämlich auch "Und durch das alles gehn im kleinen Kleid...".Und auch dieses Gedicht ist ein deutlich biographisch eingefärbtes, obwohl das Wort Ich nicht vorkommt, aber die Infinitivkonstruktionen übernehmen diese Einfärbung.
Ich empfinde das so: In "Ach wehe..." und in "Da rinnnt..." erzählt er eine persönliche Erfahrung, in "Das Kind" abstrahiert er diese Erfahrung: es gibt Kinder, denen ergeht es so.
Gruß
gliwi