Interpretieren was auch sonst!

Von den frühen Prager Gedichten über Cornet, Neue Gedichte, Sonette und Elegien bis zum lyrischen Grabspruch

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Gast

Interpretieren was auch sonst!

Beitrag von Gast »

Hallo Leute.. ich soll im rahmen einer Facharbeit ein paar strophen Rilkes interpretieren. Es handelt sich dabei um einen Teil aus dem Stundenbuch von der Armut und vom Tode
Die Städte aber wollen nur das Ihre
und reißen alles mit in ihren Lauf.
Wie hohles Holz zerbrechen sie die Tiere
und brauchen viele Völker brennend auf.

Und ihre Menschen dienen in Kulturen
und fallen tief aus Gleichgewicht und Maß,
und nennen Fortschritt ihre Schneckenspuren
und fahren rascher, wo sie langsam fuhren,
und fühlen sich und funkeln wie die Huren
und lärmen lauter mit Metall und Glas.

Es ist, als ob ein Trug sie täglich äffte,
sie können gar nicht mehr sie selber sein;
das Geld wächst an, hat alle ihre Kräfte
und ist wie Ostwind groß, und sie sind klein
und ausgeholt und warten, daß der Wein
und alles Gift der Tier- und Menschensäfte
sie reize zu vergänglichem Geschäfte.
Ich habe hier rausgefunden das mit der Armut die Aussenseiter von der staendischen Gesellschaft gemeint seien.
In diesem Gedicht (s.o.) habe er vor allem seine Abneigung gegenueber den Grossstaedten zum Ausdruck gebracht, wie zum Beispiel Paris.
So aber wenn ich dann sowas lese wie,
Die Städte aber wollen nur das Ihre
und reißen alles mit in ihren Lauf.
Wie hohles Holz zerbrechen sie die Tiere
und brauchen viele Völker brennend auf.
was soll ich mir dann darunter vorstellen.. sowas wie das die Staedte nur an sich selber denken? Klingt fuer mich sehr unwahrscheinlich! Das einzige was ich mir noch vorstellen koennte, ist die letzte Zeile!
Im naechsten Vers wird gesagt,
Und ihre Menschen dienen in Kulturen
und fallen tief aus Gleichgewicht und Maß,
.
Meine Frage hier ist ob mit den verschiedenen Kulturen die Staende gemeint sind die sie unterschiedlich sind. Wenn ja warum schreibt er dann gleich dahinter,
und nennen Fortschritt ihre Schneckenspuren
und fahren rascher, wo sie langsam fuhren,
. Kann es sein das damit die eingebildete Art der Menschen gemeint ist die sich steigert und dann sehr negativ meint als er von huren spricht?
und fühlen sich und funkeln wie die Huren
und lärmen lauter mit Metall und Glas.
Den letzten Zeile wuerde ich auf die Industrie beziehen. Auch wenn ich nicht weiss warum er das noch dazu schreibt da es meiner meinung nach im dritten Vers der bei mir zu Interpretieren ist eher reingepasst haette.. oder es geht einfach nur um die Lebensfeindlichkeit der Staedte

So dann bleibt nur noch der 3 Vers,
Es ist, als ob ein Trug sie täglich äffte,
sie können gar nicht mehr sie selber sein;
das Geld wächst an, hat alle ihre Kräfte
und ist wie Ostwind groß, und sie sind klein
und ausgeholt und warten, daß der Wein
und alles Gift der Tier- und Menschensäfte
sie reize zu vergänglichem Geschäfte.
welchen ich sie interpretieren wuerde, dass er in den ersten 3 Zeilen sagt, dass die Menschen nicht mehr sie selber sind und dies vor allem durch das Geld so gekommen ist. Allerdings weiss ich nun gar nicht was ich von den letzten 3 Zeilen halten soll..
ich hoffe ihr koennt mir helfen denn ihr scheint Literarisch mehr drauf zu haben als ich..
danke schon mal..
viele liebe Gruesse
gliwi
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Registriert: 11. Nov 2002, 23:33
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Beitrag von gliwi »

Hallo,
genau hier unter "Gedichte" auf S. 3 findest du eine ausführliche Diskussion dieses Gedichts. Sie beantwortet zwar nicht alle deine Fragen, aber doch einige. Also möchte ich empfehlen: lies das erst mal durch, und dann kannst du das Offengebliebene zur Diskussion stellen.
Gruß
gliwi
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT
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