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Suche Gedicht für Manon zu Solms-Laubach

Verfasst: 7. Okt 2004, 07:06
von Marion
Hallo,

ich suche dringend ein Gedicht, das Rilke 1907 der Gräfin Manon zu Solms-Laubach gewidmet hat. Thema des Gedichts ist anscheinend das Sehen mit geschlossenen Augen, also das innere Sehen.

Danke und liebe Grüße von Marion :lol:

MIGLIERA

Verfasst: 7. Okt 2004, 16:52
von Amv
Hallo Marion,

ich glaube, ich kann dir weiterhelfen. Du meinst sicher dieses Gedicht, für Gräfin Manon zu Solms-Laubach:


MIGLIERA

Nun schließe Deine Augen. Daß wir nun
dies alles so verschließen dürfen
in unsrer Dunkelheit, in unserm Ruhn
(...)
Wir aber dürfen uns verschließen, fest
zuschließen und bei jenen dunklen Dingen
die längst schon in uns sind, noch einen Rest
von anderm Unfaßbaren unterbringen
wie einer, dems gehört-.

Das Gedicht ist sehr lang und ich habe hier nur den Anfang und das Ende zitiert.
Du findest es zum Beispiel in:
RMR Sämtliche Werke, Bd. 3, Insel Werkausgabe, 1975, S.204

:wink:

Gruß

Amv :D

Verfasst: 9. Okt 2004, 18:08
von Marion
Hallo amv,

danke, ja, das hilft mir schon viel weiter !

Es ist interessant, wie Rilke das Innen und Aussen darstellt und betont beim Sehen und Wahrnehmen , nicht wahr ?!

Liebe Grüße von Marion :lol:

Herzwerk

Verfasst: 11. Okt 2004, 06:18
von Amv
Liebe Marion,

ich bin ganz deiner Meinung, diese Sichtsübergänge Rilkes von innen nach außen und umgekehrt stellen meiner Meinung nach einer der interessantesten Aspekte seiner Dichtung dar. Dieses grenzüberschreitende Sehen ist bei Rilke nicht von Esthetik geprägt, sondern erforscht dichterisch physische und psychische Wesens- und Daseinsformen ("Räume aus Wesen", Duineser Elegien). Rilke bedient sich nicht des Äußeren um etwas in seiner Dichtung darzustellen, aber lädt das Äußere in den Innenraum des Gedichts ein, um es dort werden zu lassen - es verwandelt sich in Innres, Rilke spricht von "Herz-Werk" (Wendung).
Rilke geht nicht nur bis an die Grenzen der Sprache, wie man zu sagen pflegt, er geht vorallem auch bis an die Grenzen des Dichtens selbst, ohne diese dabei jemals berührt zu haben entdeckt Rilke für uns, was Dichtung in seinem Wesen ist. Deshalb ist er für mich der allergrößte Dichter überhaupt. Und er war seiner Zeit in Vielem, aber vorallem auch in diesem - philosophischen Aspekt - weit voraus. :roll: :D [/i]