Re: Dichtung und Philosophie
Verfasst: 29. Dez 2011, 15:55
Danke, Christoph, für den link zu Westphal! Das ist wirklich wunderbar - wenn ich es auch sehr schade finde, daß große Teile dieses Gedichtes fehlen; und zwar seltsamerweise gerade die Teile, die mir hier in unserem Zusammenhang ein Anliegen sind, also wo von Träumen die Rede ist, »deren Ziel war: Gott zu werden«, oder davon, daß »Gottes lichter Geist sich selber dichtet«...
Ob auch diese Aussparungen einem „Zeitgeist“ geschuldet sind, der uns »eilig« sein, »andre Klänge« und »andre Feste« bevorzugen und »in halb verschämter Ahnung/Dieser reich gebauten, hoheitsvollen« Gedichtzeilen »unwillkommene Mahnung« fühlen läßt?
Und zu den „falschen Ideen“ in den Gedichten John Donnes:
Ich möchte davor warnen, die „Errungenschaften“ unserer heutigen Kultur für „richtiger“ zu halten als die („naiven“, „primitiven“) vergangener Zeiten.
Ich denke wie helle, „man kann die Poesie dieser Dichtung nicht von von der Innigkeit des Gefühls trennen, das sich einer anderen Weltordnung als unserer verdankt. Jede Epoche, sagt Ranke, ist unmitttelbar zu Gott...“
Und ich möchte daher vorschlagen, daß wir nicht in erster Linie auf die heute üblichen Konnotationen der Worte John Donnes achten, sondern versuchen, uns zu vergegenwärtigen, welche wirklich erlebten Gefühle hinter seinen Zeilen standen (ob sie auch heute noch dahinter stehen, das kommt wohl auf uns Leser an).
Vielleicht finden wir ja in uns Gefühle (oder auch „Gefühlsreste“), die den seinen ähnlich sind - selbst wenn wir die Vorstellungen, die ihnen zugrundeliegen mögen, heute ganz allgemein für „falsch“ halten?
Und möglicherweise kommen wir auf diese Weise, im Erkunden der „Gefühlsreste“ tief in uns, dennoch in die Lage, von „anderen Weltordnungen“ als unserer heutigen etwas zu erkennen?
Die letzten Zeilen aus Hesses „Orgelspiel“ deuten an, was ich meine:
Zu der Zeit, der zerstörenden, noch eine Stelle aus der zweiten Duineser Elegie:
Herzlichen Gruß „zwischen den Jahren“!
Ingrid
Ob auch diese Aussparungen einem „Zeitgeist“ geschuldet sind, der uns »eilig« sein, »andre Klänge« und »andre Feste« bevorzugen und »in halb verschämter Ahnung/Dieser reich gebauten, hoheitsvollen« Gedichtzeilen »unwillkommene Mahnung« fühlen läßt?
Und zu den „falschen Ideen“ in den Gedichten John Donnes:
Ich möchte davor warnen, die „Errungenschaften“ unserer heutigen Kultur für „richtiger“ zu halten als die („naiven“, „primitiven“) vergangener Zeiten.
Ich denke wie helle, „man kann die Poesie dieser Dichtung nicht von von der Innigkeit des Gefühls trennen, das sich einer anderen Weltordnung als unserer verdankt. Jede Epoche, sagt Ranke, ist unmitttelbar zu Gott...“
Und ich möchte daher vorschlagen, daß wir nicht in erster Linie auf die heute üblichen Konnotationen der Worte John Donnes achten, sondern versuchen, uns zu vergegenwärtigen, welche wirklich erlebten Gefühle hinter seinen Zeilen standen (ob sie auch heute noch dahinter stehen, das kommt wohl auf uns Leser an).
Vielleicht finden wir ja in uns Gefühle (oder auch „Gefühlsreste“), die den seinen ähnlich sind - selbst wenn wir die Vorstellungen, die ihnen zugrundeliegen mögen, heute ganz allgemein für „falsch“ halten?
Und möglicherweise kommen wir auf diese Weise, im Erkunden der „Gefühlsreste“ tief in uns, dennoch in die Lage, von „anderen Weltordnungen“ als unserer heutigen etwas zu erkennen?
Die letzten Zeilen aus Hesses „Orgelspiel“ deuten an, was ich meine:
- Wer sie hört, spürt ein Geheimnis walten,
Sieht es fliehen, wünscht es festzuhalten,
Brennt vor Heimweh. Denn er ahnt das Schöne.
Zu der Zeit, der zerstörenden, noch eine Stelle aus der zweiten Duineser Elegie:
- . ... Ich weiß,
ihr berührt euch so selig, weil die Liebkosung verhält,
weil die Stelle nicht schwindet, die ihr, Zärtliche,
zudeckt; weil ihr darunter das reine
Dauern verspürt. So versprecht ihr euch Ewigkeit fast
von der Umarmung.
Herzlichen Gruß „zwischen den Jahren“!
Ingrid