DRINGEND:Interpretation Die Städte wollen nur das Ihre

Von den frühen Prager Gedichten über Cornet, Neue Gedichte, Sonette und Elegien bis zum lyrischen Grabspruch

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Gast

Beitrag von Gast »

Also koennte man sagen, sie dineen der stadt und fallen so aus Gleichgewicht und mass. Das heisst sie verlieren so sich selbst`?

Und der Trug ist, das sie denken ihnen wird etwas vorgemacht, es ist aber gar nicht so, da sie sich selber das vormachen und so gar nicht mehr sie selber sein koennen ( "sie koennen gar nicht mehr sie selber sein")

Das mit dem Ostwind ist nun klar, denke ich zumindest, und zwar das man diesen mehr oder weniger fortschreitenden Prozess nicht aufhalten kann, und keiner ihn aufhalten kann.. alle die in die Stadt kommen werden davon eingesaugt. (sie sind klein ausgeholt und warten")

ach ja.. das "nennen fortschritt ihre schneckenspuren, ist dann ja darauf bezogen, dass sie sich selbst verlieren und deswegen diese ganze Fortschrittsglaube eigentlich mehr rueckwaertsentwicklung bedeutet.. oder?
gliwi
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Beitrag von gliwi »

...nicht unbedingt rückwärts, aber jedenfalls ist es kein echter Fortschritt, sie nennen es nur so.
Ja, so kann man das sehen, deine Fragen würde ich alle zustimmend beantworten. Ich glaube, jetzt sind wir schon recht nahe dran an diesem Gedicht.
Gruß
gliwi
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT
Gast

Beitrag von Gast »

Nun ja, dass muesste aber ein Rueckschritt sein, denn ein Fortschritt ist es ja auch nicht
Dann muss ich aber noch mal sagen das "wie hohles Holz zerbrechen sie die Tiere und brauchen viele Voelker brennend auf" nicht so sehe als ob damit die Schlachthoefe gemeint sind, wie schon erwaehtn. Meiner Meinung nach, ist damit die Stadt gemeint die sich ausbreitet und alles in sich verschlingt und somit auch die Tier und Pflanzenwelt genau wie auch die vielen Voelker..

Ich muss noch einmal korrigieren.. ich sagte beim letzten mal, das sie der Stadt dienen.. aber das ist nicht alles, sonderns ie dienen auch sich selbst. quasi egoistisch und verlieren somit ihre kraefte und verlieren so auch sich selbst wie Sie schon gesagt haben..

Gruesse
gliwi
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Beitrag von gliwi »

Einverstanden, wenn man es so allgemein sieht mit den Tieren, dann ist eigentlich alles inbegriffen: die Tiere werden verdrängt und ausgerottet, indem man sie aufisst und indem man ihren natürlichen Lebensraum zerstört. Sie werden behandelt wie Gegenstände, nicht wie Lebewesen.
Aber dass die Menschen auch sich selbst dienen, das sehe ich nicht so, sie haben ja ihr Selbst schon verloren; sie dienen dem Geld. Politisch ausgedrückt: sie dienen dem Kapital. Das Kapital saugt ihre Kräfte auf, aber es gibt ihnen nichts zurück. Wie hochaktuell das alles ist!
Gruß
gliwi
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Gast

Beitrag von Gast »

Aber was ist dann mit Kulturen gemeint?
Dann noch zu der lebensfeindlichkeit der Städte.. in der 4 Zeile koennte man uebrigens noch zusätzlich annehmen, dass alle Menschen in der Stadt gleich sind, oder zumindest keine UNterschiede zwischen ihnen gemacht werden, "viele Voelker" !Da waere auch ein Zusammenhang, den ich mit "in Kulturen" sehen wuerde. Alle sind vieleicht unterschiedlich, aber letztendlich in der Stadt benehmen sie sich alle gleich.
"und fallen tief aus gleichgewicht und Mass" ist meiner meinung so gemeint, dass die Menschen der Staedte nicht mehr wissen was das gleichgewicht ist, sie haben sich kein Mass mehr gesetzt sie haben es verloren, weil halt das Geld eine immer groesserer Rolle spielt wie schon einmal gesagt!
Gast

Beitrag von Gast »

Zu den letzten 3 Zeilen ist zu sagen, dass mit klein ihre Persönlichkeit gemeint sein könnte. Dieser mangel an persönlichkeit, führt die Menschen dazu, leicht beeinflussbar zu sein, und sie nur darauf warten beeinflusst zu werden und jedes vergaengliche geschaefft annehmen..
Die Frage die man sich hier dann stellen muss ist, welche Geschaefte vergänglich sind. Meiner Meinung nach spielt Rilke hierbei auf Geld und macht an.
gliwi
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Beitrag von gliwi »

Einverstanden, "Kulturen" könnte heißen, dass es in allen Städten zu allen Zeiten so ist und war, egal ob Babylon, das alte Rom, Athen, Paris usw.
"Klein" verstehe ich im Kontrast zur "großen" Bedeutung des Geldes, also klein an Bedeutung. Man kann den Schluss ziehen: wenn sie starke, "große" Persönlichkeiten wären, würden sie diesen Tanz ums Geld nicht mitmachen.
Die "vergänglichen Geschäfte" sehe ich als das Alltagsleben, das was ein jeder so treibt, seine Arbeit, seine Beschäftigung.
Gruß
gliwi
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Gast

Beitrag von Gast »

na ja.. aber das alltagsleben ist ja nicht vergaenglich!
gliwi
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Beitrag von gliwi »

Das Alltagsleben als Ganzes nicht, aber das, was man den ganzen Tag so tut... wer hinterlässt schon etwas Dauerhaftes? Das ist nur wenigen beschieden, das meiste vergeht und muss immer wieder gemacht werden.
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Gast

Beitrag von Gast »

Was kann man denn zum Stil schreiben, der in dieser Epoche verwendet wurde?
Fridolin

Beitrag von Fridolin »

Hallo,

genau das frage ich mich auch schon die ganze Zeit. Impressionismus :D ?

Fridolin :lol:
Gast

Beitrag von Gast »

ICh werde eher auf Dekadenz hinausgehen.. aber vieleicht lehne ich mich auch sehr weit aus dem Fenster!
gliwi
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Beitrag von gliwi »

Dekadenz ist eigentlich kein Stil. Das Wort heißt: Verfall. Dekadent ist man dann, wenn man von einem einmal erreichten Höhepunkt wieder abfällt. Wo wäre das bei Rilke? Mit Impressionismus macht ihr zumindest nichts falsch.
gruß
gliwi
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