Papageien-Park

Von den frühen Prager Gedichten über Cornet, Neue Gedichte, Sonette und Elegien bis zum lyrischen Grabspruch

Moderatoren: Thilo, stilz

Paula
Beiträge: 239
Registriert: 29. Feb 2004, 11:01

Beitrag von Paula »

Hallo Iris,

am Schluss des Gedichts vergleicht Rilke selbst doch die Aschanti mit den Tieren:

"...Und mir war so bange hinzusehen.

O wie sind die Tiere so viel treuer,
die in Gittern auf und niedergehn,
ohne Eintracht mit dem Treiben neuer
fremder Dinge, die sie nicht verstehn;
und sie brennen wie ein stilles Feuer
leise aus und sinken in sich ein,
teilnahmslos dem neuen Abenteuer
und mit ihrem großen Blut allein. "


Viele Grüße von Paula :lol:
stilz
Beiträge: 1226
Registriert: 26. Okt 2004, 10:25
Wohnort: Klosterneuburg

Beitrag von stilz »

Hallo,

ja, ich finde, gerade dieses Gedicht eignet sich sehr gut für Gedanken über Rilkes Sicht auf den Unterschied zwischen Mensch und Tier!

Gliwi, zunächst zu Deinem "Herr Rilke, hier enttäuschen Sie mich."

Ich finde, man kann es nicht Rilke vorwerfen, von den Aschantis "Exotisches" zu erwarten... schließlich ist nicht er auf die Idee gekommen, sie quasi als Kuriosität "auszustellen"!

Ich verstehe dieses Gedicht als Schilderung dessen, was Rilke beobachtet, und das mag vielleicht etwas sein, das die "Kuriositäten-Gierigen" irgendwie befriedigen kann, aber es ist nicht ein wirklicher Einblick in das Leben dieses fremden Volkes.
Und davon ist Rilke nicht einfach nur enttäuscht - dann wäre er tatsächlich selbst auch nichts weiter als ein "Kuriositätensammler" -, sondern

Und mir war so bange hinzusehen.

Denn es scheint zu sagen, daß Menschen (und nicht nur die Aschanti, sondern wohl Menschen im allgemeinen, das scheint - für Rilke - eine menschliche Eigenschaft zu sein!) sich selbst sehr oft nicht so treu sind wie Tiere... Tiere muß man wirklich fangen und einsperren, um sie ausstellen zu können, die Aschanti ließen das offenbar freiwillig mit sich machen, tatsächlich ein

...wunderliches Sich-verstehen
mit der hellen Menschen Eitelkeit.


Ich denke, diese "Bangigkeit", die Rilke beim Beobachten der Aschanti ergreift, könnte sich sowohl darauf beziehen, was Menschen mit sich machen lassen, als auch, was Menschen mit anderen Menschen machen...

Und mich würde in diesem Zusammenhang sehr interessieren, wie es eigentlich dazu kam, daß eine Gruppe von Aschanti sich in Paris "vorführen" ließ.

Liebe Grüße

stilz
Paula
Beiträge: 239
Registriert: 29. Feb 2004, 11:01

Beitrag von Paula »

Hallo,

eine kleine Anmerkung von mir: es scheint damals sehr modern gewesen zu sein, sich mit exotischen Kulturen zu befassen - zb auch , wenn man die Malerei dieser Zeit betrachtet. Es gibt sehr oft exotische - zb taihitische - Tänzerinnen... zu sehen . Auch mich würde interessieren, wie und warum die Aschanti nach Europa gekommen sind...

Viele Grüße in die Runde von Paula :lol:
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo,

Seite zur deutschen Kolonialgeschichte :

http://www.stub.bildarchiv-dkg.uni-fran ... efault.htm

- auch zu Aschantis etwas zu finden ....
Barbara
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Beitrag von Barbara »

Hallo,

kleine Ergänzung zu Peter Altenberg:

in ihren "Erinnerungen" schreibt Hedwig Fischer, die Gattin des Verlegers Samuel Fischer, dass Ihr freundschaftlicher Kontakt mit R. M. Rilke auch die gemeinsame Sympathie gegenüber Peter Altenberg verband . Sie hatte ihn als Autoren 1895 entdeckt, als damalige Lektorin des Verlages.

Viele Grüße von Barbara :lol:
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Anna B.
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Beitrag von Anna B. »

Hi Ihr :wink: ,

kleiner Hinweis in Sachen Aschanti...

gerade läuft im Saarlandmuseum eine Ausstellung zum Thema:

Die Brücke in der Südsee - Exotik der Farbe !

Viele Grüße von Anna :oops:
"anna blume... man kann dich auch von hinten lesen... du bist von hinten wie von vorne: "a-n-n-a." (kurt schwitters)
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