Suche "Pieta" aus den "Neuen Gedichten"
Suche "Pieta" aus den "Neuen Gedichten"
Hallo,
ich suche das Gedicht "Pieta" aus den "Neuen Gedichten" von R.M. Rilke.
Es beginnt:
So seh ich , Jesus, deine Füße wieder,
die damals eines Jünglings Füße waren..."
Hier habe ich nur gefunden aus dem "Marien Leben":
Jetzt wird mein Elend voll, und namenlos
erfüllt es mich. Ich starre wie des Steins
Inneres starrt.
Wäre schön, wenn mir jemand helfen könnte !?
Liebe Grüße von Mary Ann
ich suche das Gedicht "Pieta" aus den "Neuen Gedichten" von R.M. Rilke.
Es beginnt:
So seh ich , Jesus, deine Füße wieder,
die damals eines Jünglings Füße waren..."
Hier habe ich nur gefunden aus dem "Marien Leben":
Jetzt wird mein Elend voll, und namenlos
erfüllt es mich. Ich starre wie des Steins
Inneres starrt.
Wäre schön, wenn mir jemand helfen könnte !?
Liebe Grüße von Mary Ann
Hallo, Mary Ann,
Pietà
So seh ich, Jesus, deine Füße wieder,
die damals eines Jünglings Füße waren,
da ich sie bang entkleidete und wusch;
wie standen sie verwirrt in meinen Haaren
und wie ein weißes Wild im Dornenbusch.
So seh ich deine niegeliebten Glieder
zum erstenmal in dieser Liebesnacht.
Wir legten uns noch nie zusammen nieder,
und nun wird nur bewundert und gewacht.
Doch, siehe, deine Hände sind zerrissen:
Geliebter, nicht von mir, von meinen Bissen.
Dein Herz steht offen und man kann hinein:
das hätte dürfen nur mein Eingang sein.
Nun bist du müde, und dein müder Mund
hat keine Lust zu meinem wehen Munde - .
O Jesus, Jesus, wann war unsre Stunde?
Wie gehn wir beide wunderlich zugrund.
Ich hab dieses Gedicht von einer CD "Oskar Werner spricht RMR" - und so wird in diesem Forum auch noch Oskar Werners und seines Todestages gedacht.
Liebe Grüße
Ingrid
Pietà
So seh ich, Jesus, deine Füße wieder,
die damals eines Jünglings Füße waren,
da ich sie bang entkleidete und wusch;
wie standen sie verwirrt in meinen Haaren
und wie ein weißes Wild im Dornenbusch.
So seh ich deine niegeliebten Glieder
zum erstenmal in dieser Liebesnacht.
Wir legten uns noch nie zusammen nieder,
und nun wird nur bewundert und gewacht.
Doch, siehe, deine Hände sind zerrissen:
Geliebter, nicht von mir, von meinen Bissen.
Dein Herz steht offen und man kann hinein:
das hätte dürfen nur mein Eingang sein.
Nun bist du müde, und dein müder Mund
hat keine Lust zu meinem wehen Munde - .
O Jesus, Jesus, wann war unsre Stunde?
Wie gehn wir beide wunderlich zugrund.
Ich hab dieses Gedicht von einer CD "Oskar Werner spricht RMR" - und so wird in diesem Forum auch noch Oskar Werners und seines Todestages gedacht.
Liebe Grüße
Ingrid
Hallo,
danke Ingrid für die rasche Antwort ! Gerade habe ich es auch bei "Gedichte" entdeckt :
http://www.rilke.de/gedichte/so_seh_ich.htm
Es gibt anscheinend zwei Gedichte mit diesem Titel von Rilke .
Danke auch für den Hinweis auf Oskar Werner .
Liebe Grüße von Mary Ann
danke Ingrid für die rasche Antwort ! Gerade habe ich es auch bei "Gedichte" entdeckt :
http://www.rilke.de/gedichte/so_seh_ich.htm
Es gibt anscheinend zwei Gedichte mit diesem Titel von Rilke .
Danke auch für den Hinweis auf Oskar Werner .
Liebe Grüße von Mary Ann
Hallo Mary Ann, hallo Ingrid, hallo Forum,
ich finde das Gedicht "Pietà" aus den "Neuen Gedichten" sehr interessant , aber auch schwierig zu verstehen . Welche der drei Marien - aus der Bibel - ist gemeint als Sprecherin ? Was will sie uns sagen ? Mir ist vieles unklar dabei . War Rilke religiös ?
Ich würde mich freuen, wenn hier jemand dazu etwas sagen könnte !
Vielen Dank und liebe Grüße von Anna
ich finde das Gedicht "Pietà" aus den "Neuen Gedichten" sehr interessant , aber auch schwierig zu verstehen . Welche der drei Marien - aus der Bibel - ist gemeint als Sprecherin ? Was will sie uns sagen ? Mir ist vieles unklar dabei . War Rilke religiös ?
Ich würde mich freuen, wenn hier jemand dazu etwas sagen könnte !
Vielen Dank und liebe Grüße von Anna
Hallo Anna, hallo Forum,
ich bin keine "Expertin" oder so, und hab auch keine Ahnung, ob und wie religiös Rilke war - aber mir schien ganz klar zu sein, daß Maria Magdalena gemeint ist.
Vielleicht auch deshalb, weil ich Marianne Fredrikssons Roman "Maria Magdalena" kenne...
Es würd´ mich sehr interessieren, ob jemand glaubt, es könnte eine andere Maria gemeint sein, und warum!
Liebe Grüße
Ingrid
ich bin keine "Expertin" oder so, und hab auch keine Ahnung, ob und wie religiös Rilke war - aber mir schien ganz klar zu sein, daß Maria Magdalena gemeint ist.
Vielleicht auch deshalb, weil ich Marianne Fredrikssons Roman "Maria Magdalena" kenne...
Es würd´ mich sehr interessieren, ob jemand glaubt, es könnte eine andere Maria gemeint sein, und warum!
Liebe Grüße
Ingrid
Klar ist es Maria Magdalena. Der Überlieferung nach war sie doch diejenige, die kurz vor der Passion mit einer kostbaren Salbe kam und Jesus die füße wusch. Und sie war diejenige, die - wieder nach der Überlieferung - Jesus geliebt hat. Weder seine Mutter noch seine Tante - die dritte Maria - würden so sprechen.
Gruß
gliwi
Gruß
gliwi
Hallo,
vielleicht noch ein Gedanke, der über das Religiöse hinaus charakteristisch für Rilke ist. Wenn in 'Pietà' das Ich der Maria Magdalena zu Jesus spricht, kommt noch etwas hinzu, nämlich, dass es sich hier um eine nicht erhörte Liebende handelt, die ihm als Jüngerin gefolgt war, ihn verehrt hat, aber am Ende weiß, dass sie nie "unsere Stunde" hatte. Und was ihr jetzt noch zu tun bleib, ist die Klage. Genau diese Situation ist bei Rilke so häufig. Für den Dichter entsteht aus der Klage das Werk. Maria Magdalena bleibt wohl (?) bei der Klage stehen, so dass sie neben dem Tod Jesu nur noch den eigenen Tod vor sich hat. Das erscheint ihr "wunderlich", weil nicht erklärbar.
Nun ist das sicher keine regelrechte theologische Auslegung der christlichen Pieta, aber das mag Rilke nicht im Sinn gehabt haben. Er nahm (höchst riskant) nur ein biblisches Bild, um eine eigene Situation (die des Dichters/Künstlers, wie er sie verstand) zu formulieren.
Vielleicht ist es ein Nachdenken wert: Trauert die "Sünderin" Maria Magdalena anders als die übrigen Anhänger Jesu? Hat sie dafür einen anderen Habitus? Schade, ich kenne A.Böcklins Plastik 'Magdalena, am Leichnam Christi trauernd' nicht. Aber vielleicht weiß da jemand mehr?
Mit Grüßen
e.u.
vielleicht noch ein Gedanke, der über das Religiöse hinaus charakteristisch für Rilke ist. Wenn in 'Pietà' das Ich der Maria Magdalena zu Jesus spricht, kommt noch etwas hinzu, nämlich, dass es sich hier um eine nicht erhörte Liebende handelt, die ihm als Jüngerin gefolgt war, ihn verehrt hat, aber am Ende weiß, dass sie nie "unsere Stunde" hatte. Und was ihr jetzt noch zu tun bleib, ist die Klage. Genau diese Situation ist bei Rilke so häufig. Für den Dichter entsteht aus der Klage das Werk. Maria Magdalena bleibt wohl (?) bei der Klage stehen, so dass sie neben dem Tod Jesu nur noch den eigenen Tod vor sich hat. Das erscheint ihr "wunderlich", weil nicht erklärbar.
Nun ist das sicher keine regelrechte theologische Auslegung der christlichen Pieta, aber das mag Rilke nicht im Sinn gehabt haben. Er nahm (höchst riskant) nur ein biblisches Bild, um eine eigene Situation (die des Dichters/Künstlers, wie er sie verstand) zu formulieren.
Vielleicht ist es ein Nachdenken wert: Trauert die "Sünderin" Maria Magdalena anders als die übrigen Anhänger Jesu? Hat sie dafür einen anderen Habitus? Schade, ich kenne A.Böcklins Plastik 'Magdalena, am Leichnam Christi trauernd' nicht. Aber vielleicht weiß da jemand mehr?
Mit Grüßen
e.u.
Maria Magdalena
Hallo,
Mich würde interessieren:
Warum gerade die Plastik von Böcklin?
Es gibt doch tausende Maria Magdalena Darstellungen in der Kunst....
Gruß
V.
Ikone:
Mich würde interessieren:
Warum gerade die Plastik von Böcklin?
Es gibt doch tausende Maria Magdalena Darstellungen in der Kunst....
Gruß
V.
Ikone:
Hallo,
Ich finde es eigentlich sehr schön, daß Rilke vieles offen läßt - mir scheint es viel mehr um das innere Erleben der Maria Magdalena zu gehen als um die äußerliche Realität.
Trotzdem einige Gedanken dazu:
"Warum Schwierigkeiten sehen, wo keine sind" sagst Du, gliwi -
Also, für mich ist es ziemlich schwierig, mir vorzustellen, daß Maria Magdalena diese Gedanken und Gefühle hat, während sie Jesus in den Armen seiner Mutter sieht.
Leichter fällt mir die Vorstellung, daß Rilke sich über die traditionelle Bedeutung des Wortes "Pietà" hinwegsetzt... das ist ja auch nicht eigentlich ein biblischer Begriff, sondern einer aus der Welt der Kunst, oder irre ich mich da? Und in der Welt der Kunst ist Rilke zu Hause, da kann er es sich vielleicht herausnehmen, einen Begriff für sich und einen bestimmten Zusammenhang neu zu definieren?
Mir gefällt sehr, e.u., was Du über Rilke und die Klage sagst --- und ich habe auch noch die Assoziation, daß Maria Magdalena den geliebten Toten gerne in die Arme nehmen würde, so wie es in der klassischen Pietà dargestellt ist - und dann auch noch darüber zu klagen hat, daß ihr nicht einmal das erlaubt ist, da diese Rolle der Mutter Jesu vorbehalten bleibt...
Dadurch wird die Situation, in der Maria Magdalena sich sieht, noch trauriger, und auch einsamer, die Klage daher noch größer - möglicherweise groß genug, um - "aus der Klage entsteht das Werk" - Rilke zu diesem Gedicht zu bewegen?
Liebe Grüße!
stilz
Ich finde es eigentlich sehr schön, daß Rilke vieles offen läßt - mir scheint es viel mehr um das innere Erleben der Maria Magdalena zu gehen als um die äußerliche Realität.
Trotzdem einige Gedanken dazu:
"Warum Schwierigkeiten sehen, wo keine sind" sagst Du, gliwi -
Also, für mich ist es ziemlich schwierig, mir vorzustellen, daß Maria Magdalena diese Gedanken und Gefühle hat, während sie Jesus in den Armen seiner Mutter sieht.
Leichter fällt mir die Vorstellung, daß Rilke sich über die traditionelle Bedeutung des Wortes "Pietà" hinwegsetzt... das ist ja auch nicht eigentlich ein biblischer Begriff, sondern einer aus der Welt der Kunst, oder irre ich mich da? Und in der Welt der Kunst ist Rilke zu Hause, da kann er es sich vielleicht herausnehmen, einen Begriff für sich und einen bestimmten Zusammenhang neu zu definieren?
Mir gefällt sehr, e.u., was Du über Rilke und die Klage sagst --- und ich habe auch noch die Assoziation, daß Maria Magdalena den geliebten Toten gerne in die Arme nehmen würde, so wie es in der klassischen Pietà dargestellt ist - und dann auch noch darüber zu klagen hat, daß ihr nicht einmal das erlaubt ist, da diese Rolle der Mutter Jesu vorbehalten bleibt...
Dadurch wird die Situation, in der Maria Magdalena sich sieht, noch trauriger, und auch einsamer, die Klage daher noch größer - möglicherweise groß genug, um - "aus der Klage entsteht das Werk" - Rilke zu diesem Gedicht zu bewegen?
Liebe Grüße!
stilz
Hallo,
wir sollten vielleicht noch das Verhältnis von Jesus und seiner Mutter bedenken - so wie es Rilke sieht, ist das durchaus nicht harmonisch, sondern eher ein Missverständnis.
Im Gedicht 'Von der Hochzeit zu Kana' heißt es zum Schluss:
... Ja, es stand geschrieben.
Aber war es damals schon bereit?
Sie: sie, hatte es herbeigetrieben
in der Blindheit ihrer Eitelkeit.
An dem Tisch voll Früchten und Gemüsen
freute sie sich mit und sah nicht ein,
daß das Wasser ihrer Tränendrüsen
Blut geworden war mit diesem Wein.
Wer mit solchen Reimworten die Mutter bedenkt, ist nicht so unkritisch gegenüber einer solchen Beziehung.
Leider ist das 'Marienleben' im 'Netz' nicht recht zu fassen. Es wäre schön, wenn wir diese Gedichtreihe bei Rilke.de hätten. Vielleicht findet sich jemand?
Es gibt also wohl gerade bei uns vertrauten christlichen Themen in den Texten von Rilke einige Widerhaken zu bedenken.
e.u.
P.S.: Zum 'Marienleben' gibt es eine wunderschöne, gut kommentierte Ausgabe von Richard Exner (Insel Verlag 1999).
wir sollten vielleicht noch das Verhältnis von Jesus und seiner Mutter bedenken - so wie es Rilke sieht, ist das durchaus nicht harmonisch, sondern eher ein Missverständnis.
Im Gedicht 'Von der Hochzeit zu Kana' heißt es zum Schluss:
... Ja, es stand geschrieben.
Aber war es damals schon bereit?
Sie: sie, hatte es herbeigetrieben
in der Blindheit ihrer Eitelkeit.
An dem Tisch voll Früchten und Gemüsen
freute sie sich mit und sah nicht ein,
daß das Wasser ihrer Tränendrüsen
Blut geworden war mit diesem Wein.
Wer mit solchen Reimworten die Mutter bedenkt, ist nicht so unkritisch gegenüber einer solchen Beziehung.
Leider ist das 'Marienleben' im 'Netz' nicht recht zu fassen. Es wäre schön, wenn wir diese Gedichtreihe bei Rilke.de hätten. Vielleicht findet sich jemand?
Es gibt also wohl gerade bei uns vertrauten christlichen Themen in den Texten von Rilke einige Widerhaken zu bedenken.
e.u.
P.S.: Zum 'Marienleben' gibt es eine wunderschöne, gut kommentierte Ausgabe von Richard Exner (Insel Verlag 1999).