Ihr Lieben, off topic:
Wegen der hier eingenommenen Perspektive werde ich per PN voller Interesse gefragt, warum ich nicht Rudolf Steiner als Quelle nenne, wenn ich vom „Substanzverzicht der Thronoi“ u. dergl. schreibe.
Vor der langen Forum-Pause war ja jedem hier länger Beteiligten klar, dass ich Rudolf Steiner und Friedrich Schiller alles verdanke, was ich denken kann. Ich habe es oft geäußert, dass ich Anthroposoph bin. Zum Beispiel hier:
lilaloufan hat geschrieben: ↑16. Feb 2016, 14:50Und @
stilz, wenn Deine Bemerkung: „Es widerstrebt mir, Rilke für eine Weltanschauung zu vereinnahmen, zu der er sich, wie wir wissen, ablehnend verhielt, oder zumindest in reservierter Distanz stand.“, Dein: „Es widerstrebt mir“ heißen soll: „Ich,
stilz, widerstrebe der Versuchung, Rilke für eine Ideologie zu vereinnahmen, im Grunde gleich welcher Art“, dann bin ich dabei: Das widerstrebt auch mir,
lilaloufan. Versuche solcher Vereinnahmung habe ich übrigens bislang nur bei zwei Gruppen von Rilke-Literatur gefunden: bei den positivistischen: „
Rilke war Symbolist“ und bei den sogenannt „psychoanalytischen“: „
Rilke war durch Lou ein Anhänger Freuds und durch dessen Lehre beeinflusst“, wobei ich allerdings hinzufügen muss, dass ich das psychoanalytische Exkrement
(pardon helle, aber wenn ich hier deutsch schreiben soll, bringe ich die Moderatoren in Verlegenheit) von der ersten Seite an nur mit großem Abscheu lesen kann und meist übers angewiderte Blättern nicht hinauskomme. Wie war ich Siegfried Unseld dankbar, dass er auf die sensiblen Detailaufnahmen psychoanalytischer Autoren eingehen konnte, deren kuriose und nicht einmal diskussionswürdigen Folgerungen auf Rilkes innere Impulse aber einfach großmütig und überlegen unerwähnt ließ. Rilke für eine Weltanschauung vereinnahmen, nein, das habe ich auch hier im Forum nie gefunden, wenn man mal von ”
Hans Dunkelberg” absieht, dessen Beiträge im „alten“ Forum ja alle gelöscht sind, so dass ich mich nur
dunkel an einige besonders unqualifizierte erinnere.
Und besonders anthroposophische Autoren, genannt seien Alfred Schütze, Rudolf Eppelsheimer, Martina Maria Sam, Peter Selg, Ute Hallaschka und
lilaloufan, gelten mir als von dem Verdacht, Rilke zu „vereinnahmen“ zu versuchen, absolut frei, blank frei, wirklich. Das wird man den Genannten nicht vorwerfen können.
Wenn Du also mit Deinem Wort vom Widerstreben meinen solltest: „Mir widerstrebt es, dass Du,
lilaloufan, Rilke für [D]eine Weltanschauung vereinnahmst“, dann trifft das den Falschen und ärgert mich trotzdem.
Aber natürlich blickt man auf die Welt mit den Augen seiner Anschauungsart, und
ich als ein Anthroposoph
kann mich nur darum bemühen, diese Anschauungsart
nicht einseitig sein zu lassen, sondern der Natur des Angeschauten entsprechen zu lassen: das wäre im besten Sinne „anthroposophisch“ und dürfte niemanden irritieren oder aufregen. Sollte mir das nicht gelungen sein,
meine Anschauungsart der Natur der Spanischen Trilogie entsprechen zu lassen? Das will ich gerne noch einmal prüfen und will, um mich VERSTÄNDLICH zu machen (damit mein Vorgebrachtes trefflich und also treffbar ist durch Kritik) einen anderen Weg suchen als den der „komplizierten“ Gedanken – ich will versuchen, das was ich meine, als eine
Geschichte zu erzählen. Auch in Auseinandersetzungen, die ich als Konfliktmoderator begleite, versuche ich ja, Menschen, die einander kaum noch zuhören können, da sie die Argumente und Widerreden aneinander längst zu kennen glauben und in Schubladen wie: „
Deine ewigen öden Prinzipien!“ einordnen zu können glauben, dazu zu bewegen, dass sie sich auf eine „Geschichte“ einlassen, neben der natürlich auch eine andere „Geschichte“ bestehen kann.
Nun, mich VERSTÄNDLICH zu machen ist mir in diesem Gesprächsverlauf sicher nicht gelungen, das weiß ich selbst, und aus dieser, ja, Verlegenheit heraus hab’ ich heut’ früh diese Tabelle oben gebastelt. Und habe darin natürlich zurückgegriffen auf den Ausdruck: „Substanzverzicht der Throne“, damit man meinen ursprünglichen Gedankengang in der Tabelle wiedererkennt.
Rudolf Steiner, der erste Darsteller anthroposophischer Welt-Anschauungsart, gebraucht diesen Ausdruck in seiner Beschreibung dessen, was in Mythen „Erschaffung der Welt“ heißt. Und was er da beschreibt, glaube ich in DIESEM GEDICHT an der hier befragten Passage wiederzuerkennen. Inklusive dessen, dass das Lyrische Ich auf der „linken“ Seite von einem Gott voll „reifer Liebe“ spricht und nicht von einem Allmächtigen.
Aber ich möchte Rudolf Steiner nicht für dieses Wiedererkennen verantwortlich machen, denn ich kann in dem, wie Anthroposophie in meiner Seele lebt, selbstverständlich anders irren als der, der Vorgänge wie den Welten-Urbeginn aus der Wärme auf den hierfür geeigneten Wegen erforscht hat bis zu den bei diesem Urbeginne tätigen geistigen Wesen hin.
Und schon gar nicht möchte ich behaupten (und habe das auch nie behauptet), Rilke habe in irgendeiner Weise bekundet, solchen Darstellungen, wie Rudolf Steiner sie gibt, für ihn – Rilke - selbst irgendeine positive Bedeutung beizumessen.
Gerade
weil ich Anthroposoph bin in jedem Moment auch meines Beitragens hier, möchte ich nicht zu denen gehören, die mit einem gewissen Recht dafür verspottet werden, dass sie bei jeder Gelegenheit gackern: „Rudolf Steiner hat gesagt …“ Solches Nachbeten finde ich extrem unanthroposophisch.
Kurz und gut: Ihr sollt wissen, Quelle der hier so unglücklich „rübergebrachten“ Gedanken ist nicht das Werk Rudolf Steiners, sondern das, was nach dem Durchgang durch mich mit allen Reibungsverlusten und Beugungen aus diesem reichen Werk hat werden können. Ich gelte übrigens unter meinen anthroposophischen Freunden gerade als ein solcher Anthroposoph, der
auf Fragen hin auch die komplizierteren anthroposophischen Inhalte sehr lebendig darstellen und plausibel machen kann. „Auf Fragen hin“ habe ich unterstrichen, denn es heißt: Im Gespräch glänzt bei mir auf, was in einem Forum nur irrlichterieren kann.
Vielleicht sollte ich noch sagen, wie ich darauf kam, bei dieser Gedichtpassage überhaupt an kosmologische Zusammenhänge zu denken:
Meine Weltanschauungs-Art geht ja von dem aus, was der Mensch als geistig-seelisch-leibliches Wesen ist. In der Entwicklung des menschlichen Wesens von Zeugung/ Empfängnis an ist ein „Zittern“ in gewisser Weise dort gegeben, wo im Embryo der Blutumlauf einsetzt, zusammen mit der anfänglichen und noch instabilen Emanzipation der Wärme (die das bebrütete Vogelei ja nicht aufweist). Am Ende des Lebens tritt die Zittrigkeit des Greises auf, wo die Blutsprozesse sich zurückziehen und sozusagen das Nervenkostüm, der unlebendige Pol des Organismus, flattert. Als mir das als Bild kam, habe ich nachgedacht darüber, wie dieses kleine, menschlich-individuelle Phänomen im Großen der Welt-Entwicklung steht. Was bei diesem Nachdenken – ungelenk genug, um nicht Rudolf Steiner damit zu belasten – herausgekommen ist, habt Ihr gelesen.
Und das alles ist ja noch von mancherlei anderen Perspektiven aus beleuchtbar; nur will ich das nicht selber zu leisten versuchen, aber ich warte ja ganz gespannt darauf………
lilaloufan