Dieses Gedicht ist Teil einer Sammlung mit dem Titel:
- (ENTWÜRFE AUS ZWEI WINTERABENDEN)
und der Widmung:
- Anton Kippenberg in Freundschaft
zugewendet zum 22. Mai 1924
In meinem Rilke-Gedichte-Band steht es in dieser Gestalt:
- Nein, ich vergesse Dich nicht,
. . . was ich auch werde,
liebliches zeitiges Licht,
. . . Erstling der Erde.
Alles, was du versprachst,
. . . hat sie gehalten,
seit du das Herz mir erbrachst
. . . ohne Gewalten
Flüchtigste frühste Figur,
. . . die ich gewahrte:
nur weil ich Stärke erfuhr,
. . . rühm ich das Zarte.
Das »Nein« zu Beginn erklärt sich für mich aus den Gedichten davor --- da geht es um das Flüchtige, Vergängliche der Jugendzeit (»Nichts blieb so schön.« oder »Dies ist Besitz: daß uns vorüberflog/die Möglichkeit des Glücks.«...).
Und das „liebliche zeitige Licht“ begreife ich als die »Flüchtigste frühste Figur,/die ich gewahrte«: das Licht, wie es in der Kindheit zum ersten Mal gesehen wurde; nicht als Neugeborenes, sondern
bewußt, sodaß man sich daran erinnern kann...
Herzlich,
stilz
"Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker." (Erika Mitterer)