- Denn irgendwo ist eine alte Feindschaft
zwischen dem Leben und der großen Arbeit.
Ich sehe es anders: Er hat sie klaglos und ohne Forderung gesehen und sich über sie Rechenschaft gegeben - unter Schmerzen, für die er dankbar war.
Das Ganze, ja, und in dem Ganzen sogar die Koïnzidenz des Gegensätzlichen (hatte er sich mit Cusanus einmal beschäftigt?):helle hat geschrieben: …als Dichter versucht er doch das ganze zu sehen…:
Es gibt im Grunde nur Gebete,
so sind die Hände uns geweiht,
dass sie nichts schufen, was nicht flehte;
ob einer malte oder mähte,
schon aus dem Ringen der Geräte
entfaltete sich Frömmigkeit.
Oder meinst du das doch - ein wenig jedenfalls?lilaloufan hat geschrieben:Und zum „Helden der Arbeit“: @helle du meinst ja durchaus nicht, dass Rilke sich mit der Ausrede des Künstlertums vor den Anforderungen der arbeitsteiligen Gesellschaft habe drücken wollen oder ein Nichtvermögen damit vor sich selbst verleugnen.
(S. 217/218)An Rodin entwickelt Rilke den Prototyp des Künstlers als 'Arbeiter', dem nichts inspirativ zufällt, der sich vielmehr an der Welt 'abarbeitet' und in seinem tätigen Versunkensein zugleich von dieser absieht [...]
Neben diesen arbeitsethischen Aspekt, den Rilke im Typus des 'Arbeiters' repräsentiert sieht und welchem er nachzueifern trachtet, denn ihm selbst 'fehlt immer noch die Disziplin, das Arbeitenkönnen und Arbeitenmüssen', tritt im Rodin-Vorbild der gestalterische: hierzu charakterisiert Rilke Rodin als 'Handwerker', der souverän gelernt hat, mit seinem 'Werkzeug' umzugehen [...].
Und zu seinem Bedauern muss Rilke eingestehen, selbst noch nicht so weit zu sein:Er nahm die schweren verschlossenen Dinge auf sich und trug sie, und sie drückten ihn mehr und mehr in sein Handwerk hinein mit ihrer Last. Unter ihrem Drucke muß ihm klar geworden sein, daß es bei den Kunst-Dingen [...] nicht darauf ankommt, irgendwie auszusehen und durch das Aussehen zu 'wirken', sondern daß es sich vielmehr darum handelt, gut gemacht zu sein. Dieses Gut-Machen, dieses Arbeiten mit reinstem Gewissen, war Alles.
Sicher ist es auch diese Auffassung von Leben und Arbeit, die ihn später an der Persönlichkeit Cézanne fasziniert hat.Aber mir fehlt immer noch die Disziplin, das Arbeitenkönnen und Arbeitenmüssen, nach dem ich mich seit Jahren sehne. Fehlt mir die Kraft? Ist mein Wille krank? Ist es der Traum in mir, der alles Handeln hemmt? Tage gehen hin, und manchmal höre ich das Leben gehen. Und noch ist nichts geschehen, noch ist nichts Wirkliches um mich [...].